Win-Win-Situation für Gemeinden dank Kleinstbiogasanlagen

Frei nach dem Song von Rio Reiser haben sie sich vielleicht auch schon mal im Spaß die Frage gestellt, welche Projekte sie angehen würden, wenn sie „König von Deutschland wären“. Diese Me-Myself-and-I-Perspektive geht natürlich nicht lange gut und man muss sich wohl oder übel mit den Interessen seiner Mitmenschen arrangieren. Für den Betrieb einer Kleinstbiogasanlage ist man sogar häufig auf die Unterstützung seiner Mitbürger angewiesen. Bei guten Rahmenbedingungen und einer sorgfältigen Planung kann mit einer Kleinstbiogasanlage eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten aufgebaut werden. Der vierte Artikel innerhalb der aktuellen Artikelreihe zur Stärkung der Bioenergie geht der Frage nach, wie Gemeinden auf verschiedenen Ebenen vom Bau von Kleinstbiogasanlagen profitieren können.

Über Mini-Biogasanlagen nach EEG 2012 wurde in diesem Monat schon in zwei Blogartikeln geschrieben. Da ich Kleinstbiogasanlagen für eine der wichtigsten Möglichkeiten halte, um Angebot und Nachfrage der gasförmigen Bioenergie noch näher zusammen zu bringen und den Einsatz der Bioenergie zukünftig zu erhöhen, sollen Kleinstbiogasanlagen in dieser kleinen Bioenergie-Kampagne trotzdem nicht fehlen.   

Kleinstbiogasanlagen als Symbol einer dezentralen Bioenergie

Der Wunsch für eine Dezentralisierung der Energieversorgung ist eng mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien und dem Prozess der Energiewende verbunden.

Kleine Energieanlagen die über ganz Deutschland und viele Anlagenbetreiber verteilt sind, helfen dabei, dass sowohl die Einnahmen, aber auch die Risiken der Energieversorgung auf viele Schultern verteilt werden. Eine Regionalisierung der Energiewirtschaft mit geschlossenen Kreisläufen von Energieproduktion und Energieverbrauch.

Eine schöne Vorstellung, die allerdings aus Gründen der Energieeffizienz (kleinerer Wirkungsgrad von Kleinanlagen), der Infrastruktur der Stromnetze und dem nicht zu unterschätzenden Finanzierungsaufwand nicht ganz so einfach umzusetzen ist, wie in dem Traum von einer grünen Energierevolution.
Aber es ist schon viel erreicht worden und das wenig anschauliche Thema der Energieversorgung ist dank dem Zugpferd der erneuerbaren Energien viel stärker ins Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit gerückt.

So hat sich auch die Leistung und Anlagenanzahl innerhalb der Biogaslandschaft in den vergangen 4 Jahren verdoppelt und die Branche hat während dieses Zeitraums mit 1.000 Neuanlagen pro Jahr einen rasanten Zuwachs erlebt. Aktuell werden 3.1 Prozent des deutschen Strombedarfs durch Biogas abgedeckt.
Meine persönliche Meinung ist, dass der Einsatz des erneuerbaren, flexiblen und speicherbaren Energieträgers mittelfristig auf 7 und langfristig sogar auf 10 Prozent angehoben werden sollte. Die Aufbereitung zu Biomethan macht Biogas neben dem Strom- und Wärmemarkt sogar für den Kraftstoffmarkt äußerst interessant.

Mit der Förderung von Kleinstbiogasanlagen im EEG 2012 wurde ein historischer Meilenstein für den weiteren Ausbau einer noch dezentraleren Bioenergie gelegt.

Kleinstbiogasanlagen benötigen eine starke Gemeinschaft

Nach allem was ich bisher gehört und gelesen habe, müssen Konzepte für Kleinstbiogasanlagen auf Grund der geringeren Stoffströme und niedrigeren Wirkungsgrade der Verstromungstechnologien besonders effizient konzipiert  sein. Das bedeutet vor allem, dass Transportwege kurz und der Verkauf der gewonnen Energieprodukte vollständig sein muss.

Auf den Punkt gebracht ist eine Kleinstbiogasanlage eine Anlage, die häufig von der Interaktion mit der Gemeinde lebt. Die Einspeisung des produzierten Stroms ins überregionale Stromnetz ist natürlich möglich, für den wirtschaftlichen Erfolg entscheidend ist aber vor allem der zusätzliche Absatz der Wärme und des Gärrests an Partner in der direkten Umgebung.

Eine große Herausforderung, aber gleichzeitig auch eine große Chance für jede Gemeinde, die über die benötigten Güllemengen zum Betrieb einer Kleinstbiogasanlage verfügt.

Diese Nähe zur Gemeinde kann für den potentiellen Betreiber eine Kleinstbiogasanlage ein Fluch oder ein Segen sein. Bezogen auf die Gesamtzahl an Biogasanlagen sind es aber nur wenige Gemeinden in denen die Anlagen zu schweren Konflikten (Stichworte: Vermaisung, Geruchsbelästigung, Flächennutzungskonkurrenz, Nitratbelastung) zwischen den Anwohnern und dem Betreiber der Biogasanlage geführt haben. Diese Art der vergifteten Stimmung zwischen Gemeindemitgliedern, wie sie leider teilweise in Niedersachsen anzutreffen ist, wünsche ich keiner Gemeinde.

Bei einer sorgfältigen Planung und einer guten Abstimmung mit den Gemeindemitgliedern bringt eine Kleinstbiogasanlage aber vor allem Vorteile für eine Region mit. Hier ein kleiner Überblick der Vorteile:

  • Stärkere Nutzung der zur Verfügung stehenden landwirtschaftlichen Reststoffe
  • Verlagerung der Wertschöpfungskette der Energieversorgung in die Gemeinde
  • Kostengünstige Wärme für die Gemeinde
  • Hochwertige Düngemittel (Gärrest) – gilt bei den nach EEG 2012 geförderten Mini-Biogasanlagen vor allem beim Einsatz eines maximal möglichen NawaRo-ANteils nahe der 20-Prozent-Marke

Bau, Betrieb und Wirtschaftlichkeit von Kleinstbiogasanlagen

Wie im vorherigen Abschnitt beschrieben, steht und fällt die Wirtschaftlichkeit einer Kleinstbiogasanlage mit der Nähe und guten Beziehung zu den Anwohnern.

Wenn sie über gute Beziehungen innerhalb ihrer Gemeinde verfügen und glauben, dass man ihren Plänen für den Bau und Betrieb einer Kleinstbiogasanlage offen gegenübersteht, dann lohnt es sich die Wirtschaftlichkeit ihres Standorts in einem ersten Schritt zu überschlagen. Für Milchbauern und Landwirte die über einen Viehbestand von mindestens 200 GVE verfügen, kann ein näherer Blick auf die Wirtschaftlichkeit einer Kleinstbiogasanlage nach EEG 2012 sinnvoll sein.

In einem älteren Artikel finden sie einige Informationen zu Inputstoffen, Anlagenkosten und weiteren Parametern, welche die Wirtschaftlichkeit einer Kleinstbiogasanlage beeinflussen.

Beratung zu Kleinstbiogasanlagen für Ihre Gemeinde

Wenn sie den Bau und Betrieb einer Kleinstbiogasanlage in Erwägung ziehen und Unterstützung bei der Planung wünschen, kann ich Sie gerne dazu beraten, welche Anlage gut zu ihren Rahmenbedingungen passt. Ich stehe im regelmäßigen Austausch mit vielen Anbietern, Betreibern und Biogasverbänden über die aktuellsten Entwicklungen rund um die Mini-Biogasanlagen und kenne die Potentiale und Risiken der verschiedenen Konzepte (Substrate, Wirtschaftlichkeit, Wärmeabsatz).

Viel Erfolg und Spaß mit den dezentralen Mini-Kraftwerken.

3 Kommentare zu „Win-Win-Situation für Gemeinden dank Kleinstbiogasanlagen“

  1. Lieber Herr Kirchner,
    ich finde Ihren Blog und die Aufstellung der Hersteller eine gute Idee. Es gibt kaum eine Übersicht für die Interessenten. Als Vertreter von Bio4Gas wäre es jedoch prima, wenn Sie ergänzen könnten, dass wir die einzigen Hersteller sind, die eine 100% – Gülle-Veredelungsanlage anbieten. Diese benötigt keinerlei Zugaben – nur Gülle. Daher beginnt die Investition auch schon bei 166.000 Euro. Denn wir benötigen keine Rührwerke und keine zusätzlichen Substrate, Arbeitszeit, Maschinen etc. Es wäre super, wenn Sie Ihre Leser diesbezüglich im Vorschau-Artikel etwas genauer aufklären könnten. Schließlich ist es ein Alleinstellungsmerkmal!

  2. Ich lese diesen Blog sehr gerne, hauptsächlich weil er nicht mit Industrie-Botschaften verfärbt ist wie andere „Fach-„medien.

    Ich finde erstaunlich, wie man sich erdreisten kann, „einfach so“ nach einem kostenlosen PR-Artikel zu bitten. Man kann es nennen wie man möchte, aber es grenzt an die Erschleichung von Diensleistungen bzw… Schnorrerei.

    Wenn solche Biogasanlagen so ein Erfolg sind, sollte es kein Problem sein, bezahlte Werbung dafür zu schalten, oder? Wie seriös ist das, Leute kostenlos arbeiten lassen zu wollen..?

    Wie auch immer, sollte hier mit oder ohne Bezahlung Werbung ohne Kennzeichnung auftreten, ist noch eine gute, informative Quelle verdorben worden.

  3. @Achim Vielen dank für deinen sehr leidenschaftlichen und kritischen Kommentar, sowie die fürsprechenden Worte zum Blog! Es ist aber nicht unbedingt eine Debatte, welche an den Artikel zu Mini-Biogasanlagen angehängt werden muss. Deshalb möchte ich hier nur kurz einige Worte zu diesem Thema sagen.

    Es ist kein Geheimnis, dass es Blogs in Deutschland im Moment noch schwer haben eine auskömmliche Selbstfinanzierung zu erreichen. Das ist ein Thema das ich auch von vielen Blogger-Kollegen kenne. Ich bin ebenfalls der Meinung, dass das Schalten von Anzeigen vor einem Fachpublikum eine tolle Möglichkeit ist, von der sowohl die Unternehmen (Verlinkung auf Firmenseite, SEO, Langzeitwirkung), aber auch der Blogger profitieren!

    In den USA gibt es bereits zahlreiche Blogs die als Medien- und Anzeigenpartner akzeptiert sind und vollständig von diesen Einnahmen leben. Natürlich gibt es auch andere Finanzierungsmodelle für Blogs (Ebooks, Textlinks, Beratung etc.) und man muss als Blogger das Konzept finden, welches am besten passt. Die USA und einige europäische Länder (z.B. UK, Frankreich, Polen) sind Deutschland an dieser Stelle etwas voraus, aber ich bin zuversichtlich, dass wir in Deutschland zügig aufholen werden. Viele Firmen planen ihr Budget für Online-Marketing im Jahr 2012 deutlich anzuheben.

    Wenn in Zukunft Sponsored Posts oder Werbung auf diesem Blog erscheinen, dann werden sie für die Leser auch weiterhin als solche zu erkennen sein!

    Freundliche Grüße,
    Ron

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