Vom Landwirt zum Energiewirt mit 75 kW Mini-Biogasanlagen auf Gülle-Basis

Die EEG Novelle 2012 gibt dem Biogasmarkt Impulse für eine Kursänderung. Dazu zählt auch die Förderung von Mini-Biogasanlagen z.B. auf Gülle-Basis. Für den Betrieb eines damit verbundenen kleinen Biogas-Blockheizkraftwerks wird auch entsprechend weniger Substrat zur Beschickung der Biogasanlage benötigt. Welcher Flächenbedarf (ehemaliger NawaRo-Bonus), beziehungsweise wieviel Kühe (ehemaliger Gülle-Bonus) sind nötig, um den Betrieb einer Kleinstbiogasanlage zu gewährleisten? Die obige Grafik und der Artikel gehen dieser Frage nach und beziehen dabei die Daten der aktuellsten Landwirtschaftszählung des statistischen Bundesamts mit ein.

Neue Vergütungsklasse für Kleinstbiogasanlagen bis 75 kW im novellierten EEG 2012

Mit dem ab Januar 2012 gültigen Erneuerbaren Energien Gesetz (EEG) und der zusätzlichen Förderung von Kleinstbiogasanlagen bis 75 kW wird sich die Biogaslandschaft in Deutschland erneut verändern. Der bisherige Trend zu größeren Biogasanlagen wird um einen Entwicklungstrend für Kleinstbiogasanlagen ergänzt werden. Diese müssen zu 80% mit Gülle betrieben werden, damit die Fördersätze voll ausgeschöpft werden können und die Investitionen in die benötigte Biogastechnologie sich möglichst schnell rentieren.

In der neuen Leistungsklasse für Biogasanlagen bis 75 kW wird, bei Erfüllung der gestellten Forderungen (siehe § 27b im EEG 2012), ein Vergütungssatz von 25 cent pro Kilowattstunde produziertem Strom gezahlt. Diese hohe Vergütungszahlung ist für die neuen Mini-Biogasanlagen nicht an die ebenfalls neu hinzugekommenen „Vergütungsklassen“ gebunden (siehe Artikel Vergütungsklassen im EEG 2011), sondern Grundvergütung und Einsatzstoff-Bonuszahlung werden durch die 25 Cent/ kWh gemeinsam abgedeckt.

Neben einer geänderten Vergütungsstruktur wird mit dem neuen EEG 2012 vor allem die Direktvermarktung des produzierten Stroms durch Biogasanlagen gefördert. Sehen Sie hierzu auch den Artikel zur Einführung der Markt- und Flexibilitätsprämie.

Hier finden Sie weitere Artikel zum wirtschaftlichen Betrieb einer Biogasanlage nach dem EEG.

Download der EEG Novelle 2012 als PDF

Hier der Link zum Download einer konsolidierten Fassung des Erneuerbare Energien Gesetzes 2012. Das Thema Bioenergie wird ab § 27 behandelt und alle Änderungen zur bisherigen Fassung werden gewohnt fettgedruckt dargestellt.

Erste Landwirtschaftszählung in Deutschland seit 10 Jahren

Um einen Überblick zu gewinnen, für wieviele landwirtschaftliche Betriebe diese Förderung von Kleinstbiogasanlagen interessant sein könnte, im Folgenden ein kleiner Einblick in die aktuellste Landwirtschaftszählung.

Die erste Landwirtschaftszählung in Deutschland seit 10 Jahren zeigt für 2010 eine Gesamtzahl von 300.700 landwirtschaftlichen Betrieben. Diese bewirtschaften gemeinsam eine Ackerfläche von knapp 17 Millionen Hektar. Dies entspricht einer durchschnittlichen Betriebsgröße von 56 Hektar.

Die 17 Millionen Hektar werden zu 71 % für die Bestellung von Ackerland und zu 28 % für Dauergrünland genutzt. Mit 3,3 Millionen Hektar bleibt der Winterweizen auch im Jahr 2010 die am häufigsten angebaute Ackerfrucht. Es folgt der Anbau von Silomais mit einer Gesamtfläche von 1,8 Millionen Hektar.

1,1 Millionen Personen sind in der Landwirtschaft tätig, was einem abnehmenden Trend bezogen auf die letzte Zählung entspricht.

Ausführliche Angaben zu der Landwirtschaftszählung erhaltet Ihr in einem veröffentlichten Artikel des statistischen Bundesamts.

Mini-Biogasanlagen benötigen Mikro-Biogas-BHKW

Auch wenn es sich bei den Angaben der Landwirtschaftszählung ausschließlich um Durchschnittwerte handelt, verfügt ein durchschnittlicher landwirtschaftlicher Betrieb also über 56 Hektar an Land.

Ist diese Fläche genug, um über die Errichtung einer Mini-Biogasanlage, inklusive Biogas-BHKW, nachzudenken? Welcher Flächenbedarf sollte für den Bau einer 75 kW Biogasanlage eingeplant werden? Die obige Grafik soll als Grundlage für die folgenden Anregungen dienen.

Auf Gülle-Basis betrieben kann die neue Mini-Biogasanlage theoretisch schon ab 1 kW Leistung betrieben werden und trotzdem die Fördersätze nach EEG 2012 erhalten. Das entspräche einer notwendigen Güllemenge von 7 Milchkühen. Es gibt zumindest Blockheizkraftwerke, welche mit einer Leistung von 1 kW ausgeliefert werden. Hierzu zählen zum Beispiel die folgenden 3 Mikro-BHKW:

  • das im Frühjahr erschienene Mikro-BHKW „Dachs Stirling“ von SenerTec mit 1kWel
  • das WhisperGen mit 1 kWel
  • das Mikro-BHKW ecoPOWER 1.0 von Vaillant

Die Blockheizkraftwerke gibt es auch mit modulierbarem und höherem Leistungsspektrum. Problematisch ist allerdings, dass keiner der Hersteller der Mikro-BHKW neben dem Einsatz von Bioerdgas auch Biogas als möglichen Brennstoff angibt. Eine fehlende Angabe in den technischen Anleitungen kann aber auch einfach an dem bisher kaum vorhandenen Markt für Mikro-Biogas-BHKW liegen.

Eine gute Übersicht mit herstellerneutralen Informationen zu Mini- und Mikro-BHKW bietet außerdem die Internetseite „BHKW-Prinz“.

Flächenbedarf für Mini-Biogasanlagen

Eine größere Herausforderung als das Finden eines passenden Mikro-BHKW bietet der Bau und wirtschaftliche Betrieb einer 1 kW Biogasanlage! Von einer solch kleinen und sehr dezentral agierenden Biogasanlage habe ich zumindest noch nicht gehört. Kennt Ihr solche Mini-Biogasanlagen?

Hier ein mögliches Szenario für einen landwirtschaftlichen Betrieb mit integrierter Mini-Biogasanlage.

Den durchschnittlichen landwirtschaftlichen Betrieb in Deutschland vorausgesetzt (56 Hektar), der zu einem Verhältnis von 60% Mais und 40% Grünland anbaut, könnte eine Biogasanlage mit mindestens 68 kWel Leistung betreiben. Die folgende „Gleichung“ zeigt das Zustandekommen dieses Wertes.

  • 60% von 56 Hektar = 34 Hektar x 0,5 Hektar Mais (pro 1 kW BGA) = Biogasanlage mit 68 kW

Die verbleibenden 22 Hektar können als Dauergrünland zur Beweidung durch Milchkühe genutzt werden. Bei einem starken Besatz kann das Grünland für einen Viehbestand von 55 Milchkühen genutzt werden.

  • 2,5 Kühe/ Hektar x 22 Hektar = 55 Kühe

Die Gülle dieser 55 Kühe liefert wiederum die Gülle für den Betrieb einer 8 kW Biogasanlage.

Es ergeben sich viele Möglichkeiten die Milchviehhaltung und die Biogas- und Energieerzeugung zu kombinieren.

Umrechnung von 1 Hektar (ha)

Einem Landwirt oder Planer muss die Flächenangabe „Hektar“ natürlich nicht näher erläutert werden. Um auch einer etwas breiteren Leserschaft eine Vorstellung von 1 Hektar zu geben, abschließend noch einige Umrechnungs-Angaben.

  • 1 Hektar = 100 x 100 m = 10.000 Quadratmeter
  • 1 Hektar = 100 Ar
  • 1 Hektar = 1, 5 Fußballfelder mit 105 x 68 m (FIFA-Norm)

Beratung zu Mini-Biogasanlagen

Die Spezialisierung von BiomassMuse liegt auf der Planung von Mini-Biogasanlagen nach § 27 b EEG 2012. Gerne unterstütze ich Sie bei Ihrem „Projekt Mini-Biogasanlage“ und biete Beratungen zum Bau und Betrieb von Kleinstanlagen zwischen 30 und 150 kW an.

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7 Kommentare zu „Vom Landwirt zum Energiewirt mit 75 kW Mini-Biogasanlagen auf Gülle-Basis“

  1. Hier der Link zu einer interessanten Forumsdiskussion zum Thema Mini-Biogasanlagen zwischen 10 – 25 kW auf der Internetseite von agrarheute.

    Bei dieser Diskussion werden auch einige praktische Anregungen zur Installation einer Mini-Biogasanlage (vor allem auf Gülle-Basis) gegeben.

  2. Gülle Biogasanlagen haben den Vorteil Sie kommen aus mit dem was der Bauer am Hof hat und das sollte reichen. Wenn die Gülle nur für 20 kw reich = Gut.

    Aber jeder redet gleich von 75 kw Anlagen mit was soll denn der Fernmeter „Gefüttert“ werden. Kenne ein Beispiel der hat 450 GVE ist wohl eher die Ausnahme?

    Am Anfang der Biogasanlagen schaute man auch was hat der Bauer am Hof und dann kam der Wunsch nach einer hohen „kw Zahl“! Und die Substratkost = Mais

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