Die Chance auslaufender Konzessionsverträge für die Entwicklung der Bioenergie am Beispiel Brandenburgs

Maßnahmen der anstehenden EEG-Novelle für die Bioenergie-Branche sind Ende der letzten Woche von der Bundesregierung vorgestellt worden. Auch das Thema der Systemintegration erneuerbarer Energien mit Hilfe des Ausbaus der Stromnetze erhält im Bericht einen hohen Stellenwert und ist eines der aktuell wichtigsten Themen für die Entwicklung der erneuerbaren Energien. Dank auslaufender Konzessionsverträge für die Netze ergeben sich auch für Kommunen mehr Möglichkeiten die Entwicklung der Biogastechnologie und die Infrastruktur der erneuerbaren Energien vor Ort zu beschleunigen.

Die Auswirkungen der verabschiedeten EEG Novelle 2012 für den Biogassektor finden Sie in einem weiteren Artikel (nachträglich eingefügt am 16.08.2011).

Mehr Verantwortung für Kommunen in der Energieversorgung durch eine Regionalisierung der Netze

Mit dem Auslaufen von aktuell etwa 1000 Konzessionsverträgen in Deutschland jährlich, kommt den Kommunen und Stadtwerken eine zunehmend größere Verantwortung zu, über die eigene Energieversorgung zu entscheiden. Eine eventuelle Übernahme des regionalen Verteilungsnetzes kann den Umstieg in eine erneuerbare und dezentrale Energiewirtschaft stark beeinflussen und unterstützen.

Ich möchte hier aber nicht pauschal für eine sofortige Regionalisierung der Netze und gegen die großen Übertragungsnetzbetreiber  in Deutschland (50 Hertz Transmission, Amprion, EnBW, TenneT) auftreten. Wenn man gute Erfahrungen mit dem bisherigen Netzbetreiber gemacht hat, sollte man nicht zwangsweise die Konzessionsverträge von den großen Netzbetreibern übernehmen, denn daran sind auch viele Serviceleistungen gekoppelt, welche die Kommune dann selbst organisieren muss.

Man sollte aber eine bevorstehende Vertragsverlängerung auch nicht einfach automatisch vollziehen. Vielmehr sollte man mit regionalen Fachleuten genau prüfen, ob sich die Übernahme der lokalen Netze (Hoch-, Mittel- und Niederspannung) durch das örtliche Stadtwerk, trotz der damit verbundener Investitionen lohnt und man sich gemeinsam dieser herausfordernden Aufgabe stellen möchte. Dieser Schritt bietet die Chance eine bedeutende Versorgungs- und Entwicklungsaufgabe der Gemeinde wieder selbst zu gestalten.

Schmerzen der Verwandlung einer starken fossilen Energiewirtschaft in eine Erneuerbare in Brandenburg

Brandenburg genießt in Bezug auf die Entwicklung der Erneuerbaren Energien einen guten Ruf und hat im November 2010 zum zweiten Mal in Folge den Leitstern für die Förderung Erneuerbarer Energien gewonnen.

Trotzdem gibt es auch hier die bekannten Reibungsflächen und Konflikte beim Wandel hin zu einer erneuerbaren Energiewirtschaft wie sie in den anderen Bundesländern auch auftreten. Sich von der fossilen und zentralen Energiewirtschaft, mit all ihren Stärken und Schwächen, zu lösen, fällt nicht leicht. Die Braunkohle der Lausitz, war über Generationen der wichtigste Rohstoff für die hiesige Energieversorgung und hat der Region jahrzehntelang gute Dienste erwiesen.

Liebgewonnene Strukturen aufzubrechen ist nicht leicht und natürlich gibt es Menschen und Familien, die von der aktuellen Versorgungssituation profitieren oder sogar von ihr leben. Deshalb muss man versuchen alle Bürger mit ins Boot zu holen und den Umstieg so zu gestalten, dass für möglichst viele ein erträglicher Umstieg oder gar eine Win-win-Situation entsteht. Eine sicherlich schwierig zu lösende Aufgabe, wenn der Umstieg nicht viele Jahrzehnte dauern soll.

Eine höhere regionale Verantwortung für die Handhabung der Verteilungsnetze wird die Akzeptanz der Energieversorgung steigern und die Diskussionen über die Ausgestaltung der erneuerbaren und dezentralen Energiewirtschaft bis direkt in die Gemeinde hineintragen.

Brandenburg begreift den zügigen Umstieg in eine erneuerbare Energiewirtschaft als große Wachstumschance für die eigene Wirtschaft, ist sich aber auch den damit noch ausstehenden regionalen Interessenkonflikten bewusst.

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Auslaufende Konzessionsverträge als Chance für Biogas und Biomethan in Brandenburg

Das Land Brandenburg verfügt seit Ende des vergangenen Jahres über eine neue Biomasse-Strategie für die energetische und stoffliche Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen und organischen Abfällen (siehe Artikel: Biomasse-Strategie von Brandenburg).

Im Bundesland Brandenburg gibt es aktuell 22 Biomasseheizkraftwerke mit einer Leistung von 157 MW elektrischer und 367 MW thermischer Leistung. Hinzu kommen noch 12 reine Biomasseheizwerke mit einer Mindestwärmeleistung von je 1 MW.

Bei der gasförmigen Bioenergie zeigt der Stand der installierten Biogasanlagen Ende 2010 eine Infrastruktur von 176 Anlagen mit einer installierten Gesamtleistung von 112 MW elektrischer und 125 MW thermischer Energie. Zu diesem Zeitpunkt waren auch schon weitere 85 Anlagen genehmigt. Außerdem wird das Biogas an 3 Standorten in Brandenburg aufbereitet und als Biomethan ins Erdgasnetz eingespeist.

Vor allem bei der Einspeisung des produzierten Stroms und der erzeugten Menge Biomethan, kann eine regionale Kontrolle der Netze durch die Stadtwerke sehr nützlich sein und geplante Anschlussprojekte überhaupt erst ermöglichen oder beschleunigen. Die Einspeisung von Biomethan ist ein wichtiger Schritt zur Weiterentwicklung der gesamten Bioenergiebranche (siehe Artikel).

Durch eine Verdichtung des Strom- und Erdgasnetzes und den Anschluß bestehender bioenergetischer Anlagen, kann das Einsatzfeld der Bioenergie noch erweitert und der Anteil des regenerativen Energieverbrauchs der Region angehoben werden. Die hohe Bedeutung des gezielten Netzausbaus für die Entwicklung der Bioenergie wurde schon in einem früheren Artikel thematisiert (siehe Artikel: Netzausbau und dezentrale Bioenergie).

In Brandenburg gibt es immerhin mindestens 33 regionale Stadtwerke, welche den Ausbau der dezentralen Bioenergie nach der Rücknahme der Konzession noch gezielter unterstützen könnten.

Hier die Auflistung einiger Vorteile, die für eine Regionalisierung der Netze und die Stärkung der lokalen Bioenergie-Branche sprechen:

  • Bioenergie kann in Form von Strom oder Biomethan auf 2 Verteilungsnetze zurückgreifen. Somit ist für Biogasanlagenbetreiber sowohl die Infrastruktur des Strom- als auch des Erdgas-Verteilungsnetzes von hoher Bedeutung.
  • Die Flexibilität bei der Verteilung der vorhandenen Energiemengen würde steigen und die Handhabung von Über- bzw. Unterkapazitäten wäre effizienter. Stichwort: speicherbare Bioenergie als Regelenergie als Ergänzung zu anderen regenerativen Energieträgern.
  • Ein gesicherter, aber ökonomisch sinnvoller Einspeisevorrang für erneuerbare Energien aus der Region kann besser gewährleistet werden.
  • Die Einspeiseziele der Bundesregierung für Biomethan (siehe Artikel: 5 Ansätze zur Erhöhung der Biomethaneinspeisung) könnten durch einen weniger komplizierten Netzanschluß von Biomethan-Produzenten leichter erreicht werden.
  • Das Fahren bestehender Biogasanlagen kann stark verbessert und auf den Bedarf der Region zugeschnitten werden. Siehe auch den Artikel: Biomethananlage in Brandenburg mit integriertem Wärmenutzungskonzept

EEG-Novelle und Auswirkungen für die Bioenergie werden konkreter

In einem früheren Artikel wurde schon auf die möglichen Änderungen für die Biogasbranche durch die kommende EEG-Novelle hingewiesen. Ende der vergangenen Woche wurde nun von der Bundesregierung (Bundesumweltministerium) auch ein Konzept mit mehreren Handlungsempfehlungen veröffentlicht, in welchem auch die Anpassungsideen für die Förderung der Bioenergie enthalten sind. So werden beispielsweise folgende konkrete Änderungen überlegt:

  • Vereinfachtes Vergütungssystem mit 4 leistungsbezogenen Anlagenkategorien (Biogasanlage)
  • Gestaffelte Zusatzvergütung für die Biomethaneinspeisung
  • Mindestanforderungen in Bezug auf die Wärmenutzung (siehe Artikel: 12 Wärmenutzungskonzepte für Biogasanlagen)
  • Begrenzung der gezahlten Vergütung für den Einsatz von Mais und Getreide
  • Stärkung der Förderung für Bioabfallvergärungsanlagen

Hier der Link zu dem angestrebten Maßnahmenpaket der Bundesregierung für alle erneuerbaren Energieträger und den ausführlichen Angaben für die energetische Biomasse-Nutzung.

Fazit

Ich hoffe, dass sich auf der Ebene der Verteilungsnetze (Strom und Gas) gut angepaßte Konzepte einer dezentralen Energieversorgung heraus entwickeln werden. Und natürlich sollten Stadtwerke deutschlandweit voneinander lernen und sich über Möglichkeiten der Netzhandhabung, des bevorzugten Strommix, der Finanzierung, den auftretenden Problemen und den angewandten Lösungen austauschen!

Ich bin überzeugt, dass das auch beim 36. Städtetag in Stuttgart in der vergangenen Woche berücksichtigt wurde.

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