Bioenergie-Auszeichnung für 3 zukunftsweisende Biogasanlagen und die Stadt Göttingen

Die Auszeichnung von wegweisenden Konzepten und Pilotprojekten innerhalb der Bioenergielandschaft hilft nicht nur den jeweiligen Projekten, sondern ist eine willkommene Inspiration für die gesamte Bioenergie-Gemeinschaft. Bekannt sind vor allem die Initiativen zur Förderung und Auszeichnung von Bioenergie-Regionen und Bioenergiedörfern. In diesem Artikel werden zwei weitere Auszeichnungen vorgestellt, die in den vergangenen Tagen vergeben wurden.

Folgende Gewinner können sich über einen Preis für ihr Engagement im Bereich Bioenergie freuen:

  • 3 Anlagenbetreiber von zukunftsfähigen Biogasanlagen
  • Stadt Göttingen über die Auszeichnung als Energie-Kommune

Herzlichen Glückwunsch an alle Preisträger und vielen Dank für soviel Pioniergeist zum Ausbau der Bioenergie.

Bioenergie-Auszeichnung für zukunfsfähige Biogasanlagen

Mitteilung zur Bioenergie-Auszeichnung von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe vom 14.11.2012.

Mustergültig, vorbildlich und zukunftsfähig: Im Rahmen des vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz über die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) geförderten und vom Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e.V. (KTBL) durchgeführten Bundeswettbewerbes „Musterlösungen zukunftsfähiger Biogasanlagen“ sind am 13. November drei Biogasanlagen aus Bayern und Niedersachsen auf der BioEnergy Decentral in Hannover ausgezeichnet worden. Gefragt waren Biogasanlagen, die durch innovative Verfahrenstechnik, effiziente Biomasseverwertung, Wirtschaftlichkeit und Umweltfreundlichkeit Modell- und Vorbildcharakter besitzen. Bei der Auswahl wurde außerdem auf technische Eignung, die Einbindung in den Gesamtbetrieb und in die landwirtschaftliche Struktur geachtet. Besonderes Augenmerk lag auf einem hohen Gesamtwirkungsgrad unter besonderer Berücksichtigung einer sinnvollen Abwärmenutzung.

Die Preisträger wurden mit einer Urkunde, einer Biogasplakette sowie einem Preisgeld gewürdigt.

Preisverleihung Bioenergie-Auszeichnung

Im Folgenden werden die prämierten Anlagen kurz vorgestellt. Ausführliche Informationen bietet das Begleitheft zum Wettbewerb „Clevere Landwirte geben Gas – Musterlösungen zukunftsfähiger Biogasanlagen 2012“ (Bestell-Nr. 40097), das beim KTBL erschienen ist.

Bioenergie-Auszeichnung: Bio Energie Hofgut Räder GmbH & Co. KG, Bastheim

Die Biogasanlage der Bio Energie Hofgut Räder GmbH & Co. KG verfügt über eine installierte elektrische Leistung von 250 kWel und ist Bestandteil eines ökologisch wirtschaftenden Familienbetriebes. Etwa 80 % der eingesetzten Substrate sind Kleegras und Schweinemist. Die übrigen 20 % setzen sich aus Mais, Raps-GPS und minderwertigem Getreidekorn zusammen. Die entstehende Wärme wird zum größten Teil an öffentliche Einrichtungen und Gewerbebetriebe geliefert und darüber hinaus zur Trocknung von Getreide und Holzhackschnitzeln auf dem Betriebsgelände genutzt. Zu Zeiten hohen Wärmebedarfs wird ein Biogasheizkessel zugeschaltet, um Versorgungssicherheit im Nahwärmenetz zu gewährleisten. Hervorzuheben ist der besonders hohe Kleegrasanteil von 50 %. Die benachbarten Kleegras liefernden Betriebe erhalten über die Rücklieferung der Gärreste einen Nährstoffausgleich. Dadurch steht diesen Biobetrieben dann jeweils zum Bedarfszeitpunkt ein hochwertiger Wirtschaftsdünger zur Verfügung.

Bioenergie-Auszeichnung: Agrokraft Streutal GmbH & Co. KG, Unsleben

Die Agrokraft Streutal GmbH & Co. KG betreibt eine Biogasanlage mit einer installierten Leistung von 889 kWel kombiniert mit einer Biogasaufbereitungsanlage mit einer Kapazität von 700 mn³ Rohbiogas zu Biomethan pro Stunde. An diesem Anlagen-Konzept sind 46 Landwirte als Gesellschafter beteiligt. Als Substrate werden Maissilage, Getreide-Ganzpflanzensilage (GPS) und Wirtschaftsdünger eingesetzt. Das BHKW der ersten Anlage liefert die Wärme für die Gasaufbereitung mittels Aminwäsche und versorgt ein Nahwärmenetz und eine Gärtnerei. Mit einer Abgasnachbehandlungsanlage werden Formaldehyd- und Methanemissionen aus dem BHKW weitgehend eliminiert. Um den Maisanteil zu verringern, führen die Landwirte Anbau- und Gärversuche mit Durchwachsener Silphie und Szarvazi-Gras durch. Darüber hinaus legen sie Blühstreifen an, die zur Erhöhung der Artenvielfalt beitragen und das Landschaftsbild verbessern.

Bioenergie-Auszeichnung: Agrogas & Wärme GmbH & Co. KG, Malstedt

An der Agrogas & Wärme GmbH & Co. KG sind 18 Landwirte als Gesellschafter beteiligt. Die installierte elektrische Leistung der Anlage beträgt 1250 kW, die Kapazität der Aufbereitungsanlage 900 mn³ Rohbiogas pro Stunde. Als Substrate werden Schweine- und Rindergülle sowie Maissilage, Grassilage und Zuckerrüben eingesetzt. Der Anteil an Wirtschaftsdüngern beträgt 27 %. Insgesamt werden 5 BHKW mit jeweils 250 kWel betrieben, davon stehen 2 am Anlagenstandort. Deren Abwärme wird vor Ort für die Fermenterbeheizung und Gasaufbereitung mittels Aminwäsche genutzt. 3 Satelliten-BHKW versorgen die nahe Ortschaft Malstedt und 2 landwirtschaftliche Betriebe mit Ferkelproduktion und Ferienwohnungen mit Wärme. Die Biogasanlage ist ein wichtiger Baustein des Bioenergiedorfes Malstedt und trägt damit auch wesentlich zur Förderung der dörflichen Gemeinschaft bei.

Zwei der ausgezeichneten Biogasanlagen wurden von dem Anlagenhersteller MT-Energie gebaut. Hier finden sie die Pressemitteilung zur Bioenergie-Auszeichnung des Unternehmens.

Göttingen setzt auf Biowärme und wird als Energie-Kommune ausgezeichnet

Mitteilung zur Bioenergie-Auszeichnung von der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) vom 16. November 2012.

In der niedersächsischen Universitätsstadt Göttingen versorgen Blockheizkraftwerke (BHKW) über Fernwärmenetze Haushalte mit Bioenergie aus der Region. In Zukunft sollen die Netze Stück für Stück ausgeweitet werden. Für ihr Engagement ist die Stadt als „Energie-Kommune“ ausgezeichnet worden. Mit dem Titel würdigt die Agentur für Erneuerbare Energien vorbildliche kommunale Energieprojekte und stellt sie auf dem Infoportal Kommunal-Erneuerbar ausführlich vor.

„Als größere Stadt sind unsere Möglichkeiten bei der Nutzung Erneuerbarer Energien natürlich eingeschränkter als auf dem Land, da uns nur begrenzt freie Flächen zur Verfügung stehen. Dafür können wir mehr über Effizienzsteigerung bewirken. In Göttingen ist uns aber wichtig, dass beides Hand in Hand geht“, erklärt Oberbürgermeister Wolfgang Meyer. „Dazu stehen wir auch im Austausch mit dem Landkreis Göttingen. Die Kooperation gibt uns zusätzliche Gestaltungsmöglichkeiten.“ Die gemeinsame Energieagentur Region Göttingen vernetzt zudem Kommunen, Landwirte, Unternehmen, Bürger und die Wissenschaftler der Göttinger Universität.

Auch die Göttinger Fernwärme wird zum Teil aus der Region versorgt: Über eine acht Kilometer lange Leitung wird Rohbiogas aus einer Anlage im benachbarten Rosdorf nach Göttingen transportiert. Dort fließt es in drei neue 650-Kilowatt-BHKW, die an das größte Fernwärmenetz in der Innenstadt angeschlossen sind und mittels Kraft-Wärme-Kopplung Strom und Wärme erzeugen.

„Das größte Potenzial für die Nutzung von Fernwärme liegt in verdichteten Innenstadtgebieten, in denen es die Erneuerbaren Energien ansonsten relativ schwer haben. Wir wollen daher die Fernwärme in der historischen Innenstadt deutlich ausbauen“ – berichtet die Leiterin des städtischen Fachdienstes Klimaschutz und Energie, Dinah Epperlein.

In einem Modellprojekt ließ die Stadt untersuchen, wie auch im historischen Stadtquartier am Botanischen Garten eine CO2-freie Energieversorgung möglich ist. Das Ergebnis: Ohne Beeinträchtigung der denkmalgeschützten Dächer und Fassaden können durch Sanierungen 40 Prozent des Wärmeverbrauchs eingespart werden. Bei einem Anschluss aller Haushalte an das Fernwärmenetz lassen sich durch ein weiteres Biogas-BHKW (Blockheizkraftwerk) die restlichen Emissionen vollständig einsparen – auch im Strombereich wäre der Bedarf gedeckt. „Über die Fernwärme können wir die Erneuerbaren Energien in die Stadt hineintragen“, freut sich Epperlein. „Für die Umsetzung der Energiewende vor Ort müssen sich in dicht besiedelten Städten Energieeffizienz und Erneuerbare ergänzen“, meint Nils Boenigk, Projektleiter „Kommunal Erneuerbar“ bei der Agentur für Erneuerbare Energien. „Die Energie-Kommune Göttingen nutzt effiziente Biogas-Kraftwerke, Fernwärmenetze und die gute Zusammenarbeit mit dem Landkreis, um dieser Herausforderung gerecht zu werden.“

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