Ungetüm ILUC bedroht Biokraftstoffe im Wettkampf der Energiesysteme

Ein dramatischer Artikeltitel für eine dramatisch geführte Debatte zum Energiepflanzenanbau. Die Diskussion um „ILUC“ wirbelt die Bioenergie-Branche aktuell wieder ziemlich durcheinander. Die Meinungen zu ILUC sind dabei sehr gespalten. Das ist nichts Neues, wenn es um Biokraftstoffe geht. Die Biokraftstoff-Unternehmen fürchten Absatzrückgänge und Investitionsstaus, aber einige Umweltverbände halten das Thema auf der Tagesordnung und wollen den Umweltrisiken auf den Grund gehen. Der Artikel präsentiert eine Liste mit 10 Perspektiven auf ILUC.

Die Branche der Biokraftstoffe stellt sich dem kritischen Thema, möchte aber eine ähnlich emotional und teilweise unter der Gürtellinie geführte Debatte wie zum Tank-oder-Teller-Konflikte möglichst vermeiden. Immerhin geht es bei Biokraftstoffen auch um viele Arbeitsplätze und einen innovativen Wirtschaftszweig der angetreten ist seinen Beitrag zur Energie- und Rohstoffwende zu leisten.

Als Einstimmung zum ILUC-Thema empfehle ich auch das Lesen des Artikels über moralische Fragestellungen und die ethische Dimension der energetischen Biomasse-Nutzung. In diesem geht es hauptsächlich um die Tank-oder-Teller-Debatte, wobei viele Argumente auch für ILUC gelten.

Was ist ILUC?

ILUC steht für „Indirect Land Use Change“ und untersucht kurz gesagt die Auswirkungen, die durch den Anbau von Energiepflanzen indirekt entstehen können.

Konkret sind vor allem die Auswirkungen von Landnutzungsumbrüchen gemeint, die ohne den gezielten Anbau von Energiepflanzen wahrscheinlich nicht stattgefunden hätten. Durch dieses zusätzlich bestellte Ackerland werden auch zusätzliche landwirtschaftliche Bearbeitungsschritte (Aussaat, Düngung etc.) nötig, welche wiederum zusätzliche Emissionen an Treibhausgasen (THG) freisetzen. Die positive Klimabilanz von Produkten die aus Energiepflanzen hergestellt werden, z.B. Biokraftstoffe, wird durch diesen Effekt getrübt.

Wie stark der ILUC-Faktor die Klimabilanz von Biokraftstoffen beeinflusst, wird aktuell durch verschiedene Studien ermittelt. Im Oktober 2011 veröffentlichte Studien (siehe unten) gehen von einer 15 – 50% Zunahme der THG-Werte für Biokraftstoffe aus. Die große Spanne kommt durch die Verwendung verschiedener Energiepflanzen und Anbausysteme für Bioethanol und Biodiesel zustande.

Die Klimabilanz von Biokraftstoffen bleibt weitgehend auch bei der Berücksichtigung des ILUC-Faktors deutlich besser als bei den fossilen Kollegen. Trotzdem können die von der Europäischen Kommission geforderten und bis 2018 auf 60% steigenden CO2-Minderungssätze vor allem von aktuellen Biodiesel-Kraftstoffen kaum erfüllt werden. So sieht es zumindest die ILUC Studie des International Food Policy Research Institute (IFPRI). Bei jeder Studie muss aber auch der Herausgeber berücksichtigt werden, welcher sich in diesem Fall traditionell der Förderung des Anbaus von Nahrungsmitteln verschrieben hat.

10 Perspektiven auf  ILUC – Indirect Land Use Change

Hier 10 Perspektiven und Argumente zum Thema ILUC.

  1. ILUC ist eine Gefahr für das Überleben einiger Biokraftstoffe (z.B. Biodiesel aus Raps und Soja).
  2. ILUC  ist eine notwendige Debatte, um vorhandene Umweltrisiken abzuwägen und die geeignetsten Formen der Bioenergie-Gewinnung gezielt unterstützen zu können.
  3. ILUC ist ein Thema, welches für jedes System (!) zur Energiegewinnung diskutiert werden muss. Landnutzungsänderungen werden auch durch fossile Energieträger oder durch Wind- und Solarenergie vorgenommen und sind Bestandteil jedes Landschaftseingriffs. Entweder werden alle Energiesysteme bei der ILUC-Debatte berücksichtigt oder keines. Die einseitige Diskriminierung der Bioenergie sollte vermieden werden.
  4. ILUC entsteht durch die Chance bisher nicht nutzbare oder wirtschaftlich nicht genutzte Flächen in die regionale Wertschöpfungskette einzubinden.
  5. Wie kann eine negative Entwicklung der CO2-Bilanz von Biokraftstoffen durch ILUC und die positive Entwicklung der Wirtschaft in den energiepflanzenanbauenden Regionen miteinander „verrechnet“ werden?
  6. Wie kann die Debatte um ILUC kritisch, aber auch potentialauslotend geführt werden? Immerhin kostet die Diskussion um ILUC auch wertvolle Zeit und kreative Energie die für die rasche Einführung von regenerativen Alternativen verloren gehen.
  7. ILUC zeigt wieder einmal, dass die Beschleunigung der Einführung von Biokraftstoffen der nächsten Generation sehr wichtig ist.
  8. ILUC zeigt außerdem, dass der Wert von Ackerflächen und somit auch die Konkurrenz um vorhandene Nutzflächen durch den Anbau von Energiepflanzen zugenommen haben. Diese Entwicklung bringt Verschiebungen mit sich, welche Chancen und Risiken beherbergen.
  9. Welche Flächen (Wälder?) sind zu wertvoll um sie für den Anbau von Energiepflanzen umzunutzen und der Umbruch welcher Flächen (Brachland?) ist nützlich und akzeptabel? Diese Frage sollte gemeinsam mit Ländern beantwortet werden, deren wichtigste Ressource ein großes Biomassepotential und reichhaltige Ackerflächen sind.
  10. Wir sollten ILUC als Eingriff in die Landschaft und den Ökosystemverbund ernst nehmen, aber eine weitgehend verbesserte Klimabilanz ist nur EINER von vielen Vorteilen der Bioenergie. Vielfalt existiert auch bei den Biokraftstoffen und sollte bei der öffentlich geführten ILUC-Debatte berücksichtigt werden.

Internationale Studien zu ILUC veröffentlicht

Die genauen Auswirkungen von ILUC auf die Klimabilanz von Biokraftstoffen werden aktuell durch mehrere von der Europäischen Kommission in Auftrag  gegebene Studien ermittelt.

Hier eine kleine Auswahl von internationalen Studien und Stellungnahmen zur ILUC-Problematik. Der Download der 2.5 MB Studien dauert teilweise etwas länger.

Bild zum Artikel über die ILUC Debatte und den Erdölentzug
Entzug vom Erdöl ist kein Zuckerschlecken aber machbar!

Der Entzug vom Erdöl ist härter als erwartet

Der interessante Artikel „ILUC killt die Biospritindustrie“ auf dem Blog Weltinnenpolitik.net betrachtet die ILUC Debatte mit kritischen, aber leider auch etwas einseitig industrieverdammenden Augen und mit wenig Herz für die neuen Anbaumöglichkeiten für viele Landwirte. Es ist ein klarer Contra-Biokraftstoffe-Artikel. Trotzdem möchte ich den Artikel hier empfehlen, weil er auch sehr interessante Argumente enthält.

Bilden Sie sich Ihre eigene Meinung, aber bedenken Sie auch die großen Potentiale von Biokraftstoffen und die Tatsache, dass Erdöl auf der Erde weiterhin endlich bleibt und wir auf die Suche nach Alternativen angewiesen sind. Bei allen lobenswerten Ambitionen für einen starken Umwelt- und Klimaschutz basieren viele unserer zivilisatorischen Errungenschaften der letzten 150 Jahre auch auf der Nutzung von Erdöl. Bei zu starken Forderungen des Umweltschutzes müssen wir auch alle Konsequenzen berücksichtigen, die aus diesem resultieren und dann auf uns alle zukommen.

Woher kommt die Angst die in Biokraftstoffe hineinprojiziert wird? Bin ich zu wenig kritisch gegenüber Biokraftstoffen oder werden Biokraftstoffe von den Kritikern als Sündenbock hingestellt bei unserem gemeinsamen verzweifelten Entzug vom Erdöl?

Ich habe keine Antwort auf diese Frage auch wenn ich sie mir in letzter Zeit häufiger stellen muss. Vielleicht ist die Sorge um gewaltige Umweltschäden, welche durch Biokraftstoffe entstehen könnten auch eine allgemeine Angst vor „Industrien“? Immerhin haben wir in unserem kollektiven Gedächtnis schon viele Erfahrungen um die dunklen Seiten der Industrialisierung angehäuft.

Die Energie- und Ressourcenwende und der Entzug vom langsam zur Neige gehenden Erdöl, sind jedenfalls deutlich härter als erwartet. Ein Film der einen tieferen und sehr spannenden Einstieg in diese Problematik bietet ist der Film „Home“ von Yann Arthus-Bertrand.

Was denken Sie?

11 Kommentare zu „Ungetüm ILUC bedroht Biokraftstoffe im Wettkampf der Energiesysteme“

  1. Auf LinkedIn haben sich zu diesem Artikel einige spannende und leidenschaftliche Diskussionen ergeben. Dieser internationale Austausch zeigt, dass Biokraftstoffe auch bezogen auf die ILUC-Debatte deutlich mehr Fürsprecher haben, als ich dachte.

    Hier der Link zur ILUC-Debatte in der LinkedIn Gruppe Biofuels.

    Viele Herangehensweisen und Argumente zu ILUC werden als unausgewogen und wenig förderlich betrachtet. Ein Wissenschaftler der mit der Erstellung von wissenschaftlichen Modellen zu tun, hat das Problem erläutert, dass wissenschaftliche Modelle zu so komplexen Themen meisten eine Sicherheit vorgauckeln, welche sie eigentlich nicht halten können. Trotzdem wird auf diese „harten Fakten“ gerne zurückgegriffen, wenn es darum geht politische Entscheidungen zu treffen. Hier der Link zur Diskussion zum ILUC-Artikel in der Biofuels Digests Gruppe.

    Abschließend noch die ILUC-Argumente in der LinkedIn Gruppe Biofuel.

  2. Die langfristige Sicherung der Mobilität erfordert hoch effiziente Fahrzeuge, die mit Kraftstoffen betrieben werden können, die heute schon zur Verfügung stehen, umweltfreundlichen und kostengünstigen sind. Flexible Fuel Vehicle (kurz FFV) ist an den Kraftstoff anpassungsfähiges Fahrzeug, das mit Benzin, und Bioethanol sowie beliebigen Mischungen dieser Kraftstoffe betrieben werden kann, bieten die größten Potenziale zur Verringerung der Abhängigkeit von Ölimporten sowie zur Reduzierung von CO2-Schadstoff-emissionen. FFV sind dabei unter dem Gesichtspunkt der Energieeffizienz, der Kosten und der sofortigen Verfügbarkeit die erste Wahl. Dies haben andere Staaten wie die Brasilien, Schweden, USA und Frankreich, aber auch China bereits erkannt und unterstützen ihre Industrien mit umfangreichen Programmen auf dem Weg zur umweltfreundlichen Mobilität.

    Für Deutschland gilt es hier nicht nur gleichzuziehen, sondern eine führende Rolle in Europa zu übernehmen. FFV und Superkraftstoff E85 ist daher ein Thema von hoher strategischer Bedeutung für die Bundesregierung, das in Verbindung mit der Energieversorgung aus erneuerbaren Quellen im Integrierten Energie- und Klimaprogramm (IEKP) verankert wurde. Eine effektive Einführung von FFV und Biokraftstoff scheitert seit Jahren am Henne/Ei Syndrom. Nicht so für Erdgas, Autogas und die Elektromobilität. Energieversorger, Mineralölfirmen haben größtes Interesse, Energieträger, die außerhalb ihres Wirkungskreises liegen, im Wettbewerb zu unterdrücken. Deutschland braucht dringend eine Technologie, die sich an Marktpreisen orientiert und durchsetzen kann.

    Trotz steigenden Umweltbewusstseins und einem ständig wachsenden Angebot der Fahrzeughersteller verlieren die Bundesbürger immer mehr das Interesse an Autos mit alternativen Antrieben. 2011 lag der Anteil von Automobilen mit alternativem Antrieb an der Gesamtzahl der Neuzulassungen bei nur 0,82 Prozent. Das ist nicht nur weiterhin verschwindend gering, sondern ein Rückschritt. 2010 hatte der Anteil der Autos mit alternativen Antrieben bei den Neuzulassungen noch 0,84 Prozent betragen.

    Hersteller von Bioethanol und freien Tankstellenbetreiber müssen gemeinsam Auftreten und mit den zuständigen Ressorts (BMWi, BMVBS, BMU, BMBF) in einen konstruktiven Dialog eintreten. Gemeinsam die Herausforderungen von Möglichkeiten ausloten, Leitlinien für die Umsetzung und Fördermöglichkeiten zur Umsetzung einer umfangreichen Verbreitung und Akzeptanz entwickeln.
    Die Ergebnisse dieser Gespräche sollten in den Nationalen Entwicklungsplan einfließen, der den Rahmen für künftige Technologieentwicklungen und die Markteinführung in Deutschland darstellen soll. In der aktualisierten Kraftstoffstrategie der Bundesregierung kann E85 und FFV der wichtigste Baustein sein. Die Kombination E85/FFV kann die Abhängigkeit von Erdölimporten schneller als alle anderen bekannten Konzepte reduzieren. Auch in der Hightech-Strategie (HTS) der Bundesregierung haben alternative Antriebskonzepte und neue Verkehrstechnologien eine große Bedeutung. Letztlich bringt die Verbreitung von Bioethanol-Kraftstoff auch Chancen für neue Fahrzeugkategorien und moderne Verkehrskonzepte mit sich.

    Bioethanol ist in der Gesamtbetrachtung der Effizienz – von der Herstellung über den Transport bis zum Rad – allen anderen Treibstoffen und Techniken weit überlegen. Der Ausbau der nötigen Infrastruktur mit E85-Zapfzäulen lässt die FFV-Technologie weitreichende Freiheiten zu. Bei der Wahl der Kraftstoffsorte kann der Nutzer auch auf anderen Ottokraftstoffe zurückgreifen, er kann bivalent tanken und nicht zuletzt, werden Treibhausgasemissionen im Straßenverkehr durch die Nutzung von E85 Kraftstoff erheblich reduziert. Würden 2020 rund eine Millionen Autos mit E85 über Deutschlands Straßen rollen, blieben der Umwelt von rund 5,5 Millionen Tonnen CO2 verschont.

    Die Vorbereitungen eines Dialog mit den politischen Arbeitsgruppe aus BMWi, BMVBS, BMU, BMBF sind in Vorbereitung. Werden auch Sie ein Teil einer Fraktion von Produzenten, Vertrieblern und Herstellern und lassen Sie uns gemeinsam unsere Interesse und Forderungen darstellen.
    In Erwartung Ihrer Rückmeldung, verbleibe ich

  3. Vielen Dank für diesen ausführlichen Kommentar. Bei mir persönlich laufen Sie mit Ihrer Bewertung von Biokraftstoffen und FFV-Fahrzeugen offene Türen ein! So richtig verstehen tue ich auch nicht, warum wir Bioethanol, aber auch Biodiesel nicht viel stärker politisch fördern und den Durchbruch von Biokraftstoffen somit beschleunigen.

    Es ist schon ziemlich ernüchternd, wenn man beobachten muss, wie wenig Biokraftstoffe aktuell noch gefördert werden. Dabei hatten wir mal eine wirklich gute Fördersituation in Deutschland, welche eine wirklich Mobilitäts-Alternative ermöglicht hat. Da müssen wir wieder hin! Stattdessen müssen die Verbände mittlerweile hart dafür kämpfen, dass die Steuererleichterungen für Biokraftstoffe über das Jahr 2012 hinaus verlängert werden. Dabei ist die Wiederbelebung des Bioreinkraftstoffmarkts sogar im Koaltionsvertrag festgeschrieben!

    Von einer Steuerbefreiung oder Steuerermäßigung für Biodiesel- und Bioethanol-Beimischungen zu sprechen, gleicht in Deutschland fast schon einer kühnen Vision. Das müssen wir wieder ändern. Ich kann nachempfinden, dass bei den teilweise dramatisch überspitzten und groß aufgezogenen (Hetz-)Kampagnen rund um Tank-Teller oder ILUC der Gesetzgeber sehr vorsichtig geworden ist, wenn es um die Förderung von Biokraftstoffen geht.

    Wenn die Entwicklung von Biokraftstoff-Technologien vor allem im Ausland (Brasilien, USA oder auch China) stattfindet, dann ist das zwar erstmal schade, aber mittelfristig werden wir auch in Deutschland davon profitieren. Wie schnell der Aufbau einer Biokraftstoffinfrastruktur gehen kann, hat die Mitte des vergangenen Jahrzehnts gezeigt. Von daher bin ich optimistisch, dass Biokraftstoffe und ihre zahlreichen Vorteile (die neben den Risiken nun mal auch bestehen!) in Zukunft wieder stärker im deutschen Kraftstoffmarkt wirken werden. Immerhin haben wir mit der Einführung von E10 im vergangenen Jahr einen weiteren wichtigen Schritt getan.

    Die Durchführung von positiven Kampagnen zur Aufklärung über Biokraftstoffe ist aber sicher nicht verkehrt und kann dabei helfen, die stark negativ belastete öffentliche Debatte wieder etwas ausgewogener zu gestalten.

  4. Als tierehaltender Biobauer der sich auch sehr viel mit der Entwicklung der Landwirtschaft
    und der Agrarpolitik beschäftigt möchte ich folgendes beitragen:

    Als in den 1950/1960 Agrartechnik und Agrarchemie die Pflanzenproduktion vereinfachten und massive Steigerungen ermöglichten verfielen durch den Überschuß die Getreidepreise.

    Gleichzeitig konnten sich viele, die im Krieg und Not Fleisch nur vom Hörensagen kannten
    wieder Fleisch leisten. Was taten viele Bauern logischerweise ? Sie bauten „moderne“ Ställe
    mit Spaltenböden für Rinder und Schweine und Käfigen für Hühner. In der Agrar Fachsprache
    heißt das „Veredelung“.

    Und weil Schweine plötzlich nicht mehr fett sein durften und weil Kühe
    angeblich rentabler sind wenn sie 6000 oder 9000 oder 12000 Liter im Jahr geben muß man sie natürlich entsprechend füttern. Und so wird heute in riesigen Mengen Soja und anderes importiert damit Europas Tiere „bedarfsgerecht“ gefüttert werden (soweit mir bekannt, wird
    vom Soja zuerst das Öl gepresst, die Tiere bekommen nur den Preßkuchen).

    Kurz nach der Jahrtausendwende waren die Getreidepreise wieder ziemlich unten und
    natürlich waren die Bauern froh um die neuen Märkte Rapsöl und Biogas.

    Überall wird der steigende Fleischverbrauch in den Schwellenländern angeführt und niemand
    redet über den unsinnig hohen Verbrauch in Europa und Nordamerika.

    Gleichzeitig läuft aus vielen Ecken wieder eine Vegetarier – Diskussion.
    Als tierehaltender Biobauer muß ich aber auch sagen : Ein gewisser Viehbestand ist sinnvoll
    und auch umweltvertäglich.

    Resümee: Wir sollten uns alle mal an der eigenen Nase packen und unseren Fleischverbrauch auf ein
    vernünftiges und umweltfreundliches Mass reduzieren, dann bleibt auch viel Fläche für
    Biosprit und Biogas ( wobei ich dabei die Vermaisung nicht Schönreden will).

    Noch ein paar Denkanstöße:
    – hat schon mal jemand über den energetischen Wirkungsgrad von Intensivtierhaltung nachgedacht
    – ich spare auch Energie wie verrückt aber wenn ich dann dran denke daß der Flugverkehr den Sprit zum Nettopreis bekommt werde ich krank

  5. Vielen Dank Walter für diesen ausführlichen Kommentar und den Blick in die vergangenen Jahrzehnte der Landwirtschaft in Deutschland. Meistens hilft der Blick in die Vergangenheit, um die aktuelle Lage besser zu verstehen und zu bewerten.

    Der Vorstandvorsitzende des Bundesverbands Bioenergie (Herr Lamp) ist ebenfalls Landwirt und berichtet vor allem bei der Entwicklung der Getreidepreise über ähnliche Erfahrungen. Wenn ich das richtig verstehe, dann verdient ein Bauer heute nicht viel mehr für die Dezitonne Getreide als noch vor 40 Jahren – und das bei ansonsten stetig steigenden Kosten. Die stark gestiegene landwirtschaftliche Produktivität ist für den Landwirt also Fluch und Segen zugleich.

    Das Argument über die Bedeutung unseres gestiegenen Fleischverbrauchs finde ich sehr interessant und zeigt, dass der Konflikt zwischen energetischer und stofflicher Nutzung von Ackerpflanzen (Biomasse) sehr kompliziert ist. Die Fleischproduktion benötigt vergleichweise viel Landfläche für den Anbau der Futterpflanzen. Eine Senkung des eigenen Fleischverbrauchs ist demnach eine vernünftige Anregung, die viele Vorteile bringen kann. Das „Fassen an die eigene Nase“ ist in meinen Augen das Konstruktivste was man als Verbraucher häufig machen kann. Eine Änderung des eigenen Verhaltens ist zwar unbequem, aber nicht selten am Effektivsten wenn man schnelle Erfolge sehen möchte.

    Über den energetischen Wirkungsgrad der Intensivtierhaltung habe ich leider auch keine Zahlen, aber vielleicht kann der DBV hier hilfreich sein?!

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