Kopenhagener Reihe 2/12 – Biokraftstoff Sunfuel

Pappel1Tag 2 der Klimakonferenz in Kopenhagen läuft. Es stehen Themen wie Technologietransfer in Entwicklungsländer und Diskussionen um  effizientere Marktmechanismen zur Beschleunigung gesellschaftlicher Veränderungen auf dem Programm. Beide Punkte betreffen auch die konkreten Konzepten der Mobilität einer Gesellschaft. Als Beitrag der Biomasse möchte ich über Biokraftstoffe sprechen. Um möglichst konkret zu sein, werde ich das Projekt Sunfuel vorstellen und dabei den Anteil Brandenburgs in den Fokus nehmen.

Mobilität

Die Überlegungen für eine nachhaltige Art der Mobilität sind weltweit gewaltig und reichen von reinem Fahrradverkehr, über Car-Sharing und Biokraftstoffe bis hin zu Elektroautos auf Wasserstoffbasis. Während einige Ideen (Fahrrad) relativ leicht in die Gesellschaft integriert werden können, sind Andere (Wasserstoff-Mobilität) noch Science Fiction und erfordern erhebliche Veränderungen. Irgendwo zwischen der sportlichen Fahrradgesellschaft und Jules Verne ist das Szenario um Sunfuel angesiedelt. Pragmatisch, relativ schnell realisierbar und doch ambitioniert in den ökologischen Resultaten.

Bei Überlegungen zu Innovationen fällt mir auch das recht schöne Zitat von Henry Ford (Autobauer) ein: „Wenn ich die Menschen gefragt hätte, was sie sich wünschen, hätten sie schnellere Pferde geantwortet.“

Dendromasse und MORES auf dem Weg zum Sunfuel

Was sich zu Beginn anhört wie eine beschwerliche Reise zur Sonne, gleich der des Dante und Vergil in die Hölle, ist in Wirklichkeit ein äußerst fruchtbares Projekt in Brandenburg zur modernen Nutzung von Holz als Bioenergiequelle. Das Projekt „Sunfuel“ möchte ich möglichst kurz zusammengefasst vorstellen. Bei weiterem Interesse gibt es im Anschluss Links um tiefer in die Materie einsteigen zu können.

Unter der Leitung des starken industriellen Partners Volkswagen haben sich 3 Bundesländer (Niedersachen, Brandenburg und Hessen) ein gemeinsames Ziel gesetzt. Durch das Vereinen von Know-How und dem klugen Nutzen geologischer Gegebenheiten soll der Traum von einem ökologisch und ökonomisch tragbarem Kraftstoff Wirklichkeit werden.

Die Idee hinter Sunfuel liegt in der Produktion von Biodiesel aus Biomasse, die nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion steht. Diese Art von Treibstoffen werden als Biokraftstoffe der 2. Generation bezeichnet. Dabei würden über die Herstellungskette gerechnet gegenüber den klassischen, erdölbasierten Kraftstoffen bis zu 90% CO2 eingespart werden können, da die verwendeten nachwachsende Rohstoffe als CO2 neutral gelten. Mittlerweile geht man zwar davon aus, dass auch die Landwirtschaft einen größeren Carbon-Footprint  hat, als bisher angenommen, aber dieser ist durch eine angepasste Landnutzungsstrategie gut zu beeinflussen.

Die beiden Hauptakteure auf der Seite Brandenburgs heißen in diesem Zusammenhang Dendromasse und Mores. Dendromasse ist ein Begriff, der für schnellwachsende Hölzer verwendet wird und Mores die Bezeichnung für die Modellregion in welcher der Anbau dieser Speedy-Gonzales Pflanzen unter wissenschaftlicher Betreuung durchgeführt wird. Nach Ernte und Verarbeitung (Fischer-Tropsch-Verfahren) des Holzes ist die effiziente Herstellung von Sunfuel einem Btl (Biomass-to-Liquid), Biokraftstoff der 2.Generation, das angestrebte Ziel. In dieser Hinsicht ist die Verfahrenstechnik sowohl der Pyrolyse (link), als auch der hydrothermalen carbonisierung ähnlich.

Der Gedankengang ist, dass für die Entwicklung des Biodiesels aus Holz eine logische strukturelle Anpassung an die geologischen Besonderheiten Brandenburgs vorgenommen wird, wodurch viele Teile der Wertschöpfungskette vor Ort bleiben. Der Körnerertrag von Roggen liegt bei den Sandböden um die 4 t TM/ ha und Jahr (Quelle: Biomasse für Sunfuel, Forschungskooperation) gegenüber einem deutlich höheren Ertrag von 15 t TM/ ha und Jahr für das Holz der Pappel und Weide. Eine genaue Auswahl von leistungsstarken und resistenten Sorten von Pappel und Weide ist Bestandteil des Sunfuel-Projekts.

Pappel2

Dieses „Agrarholz“ wächst in Kurzumtriebsplantagen (Film), welche eine häufiger werdende Landnutzungsform bei Energiewirten ist. Das Holz wird anschließend in einer Raffinerie verarbeitet und umgewandelt. Eine solche Anlage ist im brandenburgischen Schwedt geplant.

Fazit

Ich halte es für sehr nützlich, sich über neue Arten der Mobilität Gedanken zu machen. Der Verkehr wird in vielen Studien als größte menschliche CO2 Quelle genannt (ca. 22%). Es folgen die Ausstoßmengen der Industrie (ca. 20%) und Energieversorger (ca. 16%, z.B. Kraftwerke). Hier einen Umstieg von fossilen Rohstoffen hin zu nachwachsenden Rohstoffen zu erreichen ist ein sehr sinnvoller Ansatz. Aber fossile und regenerative Kraftstoffe sollten zusammenarbeiten und parallel existieren. Ansonsten besteht die Gefahr, dass viel „Energie“ für das Erkämpfen von Machtpositionen verloren geht, anstatt gemeinsam an innovativen Konzepten zu arbeiten. Wettbewerb ja, aber möglichst konstruktiv (ist natürlich am Laptop immer etwas leicht zu sagen). Gerade im Bereich der Veredelungs- und Verstromungsanlagen können Konzepte mit nachwachsenden Rohstoffe viel von konventionellen Betreibern lernen. Aber auch umgekehrt ist die Lernkurve eine deutliche (dezentrale Versorgungsstrukturen, Umweltschutz). Biokraftstoffe sind eine große wirtschaftliche Chance, müssen sich aber ihrer vorhandenen Schwachstellen bewusst sein.

Weitere interessante Links

Photos thanks to H.Kosin, Er.We

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