Der Schmelztiegel der BioÖkonomie

Auch wenn DIE WELT erst kürzlich berichtet hat, dass Angela Merkels Wahlbezirk auf Erdöl schwimmt, ändert dieser Fund nur wenig an der Tatsache, dass Deutschland weiterhin über keine nennenswerten Erdölvorkommen verfügt. Schätzungen gehen davon aus, dass aus den neuen Erdöl-Lagerstätten in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg maximal 40 Millionen Barrel Erdöl auf konventionelle Art gefördert werden können. Hört sich erstmal viel an. Wenn man diese Menge aber dem deutschen Tagesverbrauch von knapp 3 Millionen Barrel Erdöl gegenüberstellt, muss man enttäuscht feststellen, dass die neuen Schätze nur knapp 2 Wochen unseren Hunger nach Erdöl stillen können.

Obwohl Deutschland über keine relevanten Förderstätten für das Schwarzes Gold verfügt liegt es beim Jahresverbrauch in der Europäischen Union noch vor Frankreich, Italien und Großbritannien. Weltweit verbrauchen nur die USA, China, Japan, Russland und Indien mehr Erdöl als Deutschland.

Einen aktuellen Einblick in die Entwicklung der globalen Erdölproduktion und des regionalen Verbrauchs bietet der Statistical Review of World Energy 2013 der BP („beyond petroleum“).

Was ist BioÖkonomie?

BioÖkonomie als Weg in eine biobasierte Kreislaufwirtschaft

Viele Randbedingungen untermauern, dass es gerade für Deutschland wichtig ist, rechtzeitig über Erdöl-Alternativen nachzudenken. Auf diesem Wege kann die Abhängigkeit von Erdöl-Importen gelockert werden, für die Deutschland immerhin knapp 60 Milliarden Euro (Quelle: Statistisches Bundesamt) im Jahr ausgibt, was 2 Prozent des BIP entspricht.

Das Setzen auf Biomasse als nachwachsendem Rohstoff ist eine der Möglichkeiten, um den Entzug vom Erdöl zu bewältigen. Nachwachsende Biomasse aus der Land-, Forst-, Wasser- und Abfallwirtschaft ist der Wertstoff einer biobasierten Kreislaufwirtschaft und das zentrale Handelsgut der BioÖkonomie.

Die BioÖkonomie zwischen Biotechnologie und Bionik

Die BioÖkonomie ist noch im Entstehen begriffen und viele Akteure nehmen Einfluss auf den Schmelztiegel dieses neuen Wirtschaftszweigs. Diese bunte Vielfalt bedeutet aber auch, dass abhängig von der regionalen Herkunft und dem fachlichen Hintergrund unterschiedliche Schwerpunkte bei der BioÖkonomie gesetzt werden. Vor allem die Handlungsfelder, welche zur biobasierten Wirtschaft hinzugezählt werden sind nicht immer deckungsgleich und führten in den vergangenen Jahren zu einigen wissenschaftlichen Disputen. So zählen die USA neben Nahrungsmitteln, Bioenergie, Biomaterialien oder Bioprozessen auch die Biomedizin zur BioÖkonomie hinzu, während die EU diesen Bereich nur am Rande dazunimmt.

Fakt ist, dass die BioÖkonomie stark von den Ideen der Biotechnologie und der Bionik beeinflusst ist und in gewisser Hinsicht auf deren Ergebnissen und Erzeugnissen basiert. Während die grüne, rote, graue, weiße, braune und blaue Biotechnologie vor allem Verfahren und Produkte entwickelt, welche die Waren für die BioÖkonomie liefern, lässt sich der Forschungszweig der Bionik von den lebendigen Systemen der Biologie und Natur inspirieren und baut diese technische nach. Bionik und Biotechnologie kombiniert versprechen einen kreativen, aber anwendungsorientierten Wirtschaftszweig rund um die wertvolle Substanz Biomasse.

Halten wir also fest: Biotechnologie, Bionik und BioÖkonomie sind eng miteinander verflochten und ergänzen sich gegenseitig. Die Geschichte der Biotechnologie hat bereits Anfang des 20 Jahrhunderts begonnen und seit dem unser Leben bis in den Alltag hinein stark beeinflusst – häufig bereichert. Auch die Deutsche Industrievereinigung Biotechnologie e. V. (DIB) sieht in der BioÖkonomie eine willkommene Weiterentwicklung ihres technologieorientierten Ansatzes.

Biotechnologie und BioÖkonomie

Auch wenn die Komplexität der BioÖkonomie ihren Aufbau nicht unbedingt vereinfacht, sollten wir vielleicht einfach dankbar für dieses bunte Erscheinungsbild des neuen Wirtschaftszweigs sein. Immerhin leben wir ja auch in einer multikulturellen und globalisierten Welt.

Multikulturell vereinte Welt der BioÖkonomie

Zugegeben, die Überschrift beschreibt eher ein Ideal als den schon gelebten Status Quo der BioÖkonomie. Aber Erstens wird man ja noch träumen dürfen und Zweitens gibt es bereits Projekte für innovative Biomasse-Nutzungspfade, welche sich bereits heute diesem Ideal annähern. Technologien und Konzepte der BioÖkonomie kommen aus unterschiedlichen Teilen der Welt und werden durch den jeweils dominierenden Biomasse-Strom regional geprägt.

Biomasse wächst überall und ist das wertvolle Ergebnis der sonnenbetriebenen Photosynthese. Auf allen Kontinenten gibt es pflanzliches Leben und in vielen Staaten eine Form von wirtschaftlicher Land-, Forst-, Wasser- und Abfallwirtschaft. In einem der nächsten Artikel werden einige Unternehmen, Verbände und Institute vorgestellt, die als Akteure der BioÖkonomie auftreten.

Was denken Sie über die BioÖkonomie und die Bedeutung eines europäischen Erdöl-Entzugs?

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