Neues Verfahren verbindet Biogastechnologie und Holzpellets

Biogasanlage für Bioenergie und Windräder zur dezentralen Energieversorgung Biogasanlagen müssen sich mittelfristig auch ohne Einspeisevergütung (EEG) ökonomisch rechnen. Je eher das geschieht, desto besser für diese Sparte der Bioenergie. Einen weiteren Schritt zum Erreichen dieses Ziels bildet das innovative Verfahren der Scheffer-Anlage, welches verschiedene bioenergetische Nutzungsvarianten miteinander kombiniert und eine deutlich effizientere Verwendung der Biomasse ermöglicht.

Bisher lag der entscheidende Wirtschaftsfaktor für Biogasanlagen mit eigener Verstromung oft darin, ein möglichst umfassendes Wärmenutzungskonzept für den jeweiligen Standort zu finden. Das Einbinden von größeren Wärmeabnehmern gestaltet sich bei den meist dezentral gelegenen Biogasanlagen aber nicht immer einfach.

Das auch IFBB-Verfahren (Integrierte Festbrennstoff und Biogasproduktion aus Biomasse) genannte Verfahren setzt unter anderem an diesem Punkt an und liefert als Lösung ein Wärmenutzungskonzept, welches in die Gesamtverfahrenstechnik der Anlage integriert ist und somit die anfallende Abwärme komplett selbst nutzen kann. Die entstehende Wärme wird in vielen Biogasanlagen auch im Moment schon zum Beheizen des Fermenters genutzt, aber die genutzte Menge ist abhängig von der Jahreszeit nur relativ gering.

Presskuchen – ein wichtiger Wirtschaftsfaktor im Scheffer Biogas-Verfahren

Bei der Scheffer-Methode, benannt nach dem Entwickler und renommierten Forscher im Bereich Energiepflanzenbau Konrad Scheffer, wird die Wärme für die Anmaischung und Vergärung der Biomasse und die Trocknung des Presskuchens verwendet.

Auch die Nutzung des Presskuchens selbst ist beim Scheffer-Konzept sehr innovativ und er soll auf Grund seiner besonderen Herstellung und Zusammensetzung als hochwertiger Brennstoff genutzt werden. Der zu holzpelletartigen Energieträgern weiter verarbeitet Presskuchen leistet dadurch einen wichtigen Beitrag zu einer stabilen Betriebswirtschaftlichkeit der Anlage.

Detaillierte Informationen zu den verfahrenstechnischen Besonderheiten (inkl. Film) und dem verwendeten Inputmaterial der Anlage finden sie auf der Internetseite von GETproject GmbH, einem Unternehmen, welches auch die erste Pilotanlage betreibt. Die Anlagenkonstruktion befindet sich noch im Teststadium und das „Upscaling“ auf Industriegröße ist in vollem Gange. Die erste Demonstrationsanlage läuft aktuell in Lauterbach und wurde als mobile Variante konstruiert, so dass sie in 2 Container eingebaut leicht transportiert werden kann.

Die wissenschaftliche Betreuung der Anlage wird durch das PROGRASS Forschungsprojekt der Uni Kassel übernommen, welches die Kombination von Naturschutz-Zielen (Schutz von Grasland) und Bioenergie-Zielen erforscht. Aktuelle News und weitere Details zu den Hintergründen des Projekts finden sie auf der PROGRASS Internetseite.

Die Einspeisung von aufbereitetem Biomethan ins Erdgasnetz ist ein weiterer innovativer Weg, um die schwierige Suche von Anlagenbetreibern nach Wärmeabnehmern zu lösen. In diesem Fall kann die Wärmeentstehung an einen anderen Ort (mit mehr Wärmeabnehmern) verlagert werden.

Vorteile der Scheffer-Biogasanlage auf einen Blick

  • höhere Energieausbeuten des Inputstoffs
  • integriertes Wärmenutzungskonzept ermöglicht Nutzung von Synergien
  • Kürzere Gärzeiten (Verweilzeiten) der Biomasse im Fermenter (15 statt 60 Tagen)
  • Verwendung von Biomasse die nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelgewinnung steht und einen hohen Anteil an Lignin und Zellulose aufweist

Fazit zum IFBB-Verfahren zur Effizienzverbesserung von Biogasanlagen

Auch Biogasanlagen entwickeln sich natürlich ständig weiter und vielleicht sollte auch bei den Bioenergieanlagen selbst von Anlagen der 2. und 3. Generation gesprochen werden. Bisher war diese Bezeichnung vor allem den Inputstoffen oder Biokraftstoffen, also einigen bioenergetischen Ausgangs- und Endprodukten, vorbehalten.

Den offiziellen Angaben zu Folge kann durch das Scheffer-Konzept die gesamte Energieausbeute aus der Biomasse von bisher ca. 40% auf starke 70% erhöht werden. Das sind sehr beeindruckende Werte, wobei sogar schon ein Viertel des Wertes für viele Anlagenbetreiber mehr als nur interessant sein dürfte!

Die Anlagenkonstruktion hört sich für mich sehr vielversprechend an, da sie sich sehr präzise in aktuelle agrarpolitische, verfahrenstechnische, moralische und ökonomische Gegebenheiten einzupassen scheint. Meinen Glückwunsch zu dieser klugen Idee und viel Erfolg für die Weiterentwicklung und Integration in den Biogasmarkt.

4 Kommentare zu „Neues Verfahren verbindet Biogastechnologie und Holzpellets“

  1. Na Ja – auch wenn ich den Konrad Scheffer besonders schätze. Seine Überlegungen zum Substratanbau für BGA sind bemerkenswert und wegweisend.
    Die Idee, mit der Abwärme der BHKW die Gärreste zu trocknen und zu Pellets als Brennstoff weiterzuverarbeiten ist keine Innovation und erst recht keine Revolution! Der Wirkungsgrad der BGA wird keinesfalls verbessert – lediglich ein kleines Problem geschaffen: Einen Brennstoff, den niemand einsetzen kann. Gärreste-Pellets sind in der Liste der zugelassenen Brennstoffe nicht vorgesehen und damit nicht erlaubt! Nur mit einem recht aufwändigen Zulassungsverfahren kann dieser „Brennstoff“ als „sonstige Biomasse“ deklariert werden…

  2. Die Rede ist von der gesamten Energieausbeute aus der Biomasse, sprich: Der Wirkungsgrad erhöht sich dadurch, dass nicht nur das Biogas zur Energie- und Wärmeerzeugung verwendet wird sondern gleichzeitig die Pellets zum Heizen. Dadurch wird der Gärrest nicht mehr als Dünger ausgebracht sondern weiter verwertet.
    Wie ich gehört habe, wird gerade versucht diese Pellets als Brennstoffe zuzulassen oder sie sind es sogar schon.
    Ich finde diese Idee sehr Innovativ, weiter so!!!!!

  3. Vielen Dank für den Kommentar!

    Ich glaube ebenfalls, dass sich die Bioenergie langfristig vor allem durch eine weitere Verbesserung ihres energetischen Gesamtwirkungsgrads etablieren wird! Die Kombination von gasförmigen und festen Bioenergieträgern ist eine tolle Möglichkeit, um die CO2-Einsparung und die Einnahmen des Anlagenbetreibers weiter zu erhöhen.

    Allerdings gebe ich zu Bedenken, dass bei der Anwendung solcher energieeffizienter Bioenergie-Pfade die Nährstoffbilanz nicht zu stark leiden darf. Es besteht nämlich das Risiko, dass die Ertragsfähigkeit des Bodens schneller abnimmt als gewohnt.

    Aber innovative Konzepte benötigen eben immer auch eine entsprechende Anpassungen des Gesamtsystems.

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