European Inventor Award 2010 für Biokunststoff aus Holz verliehen

Seit dem Jahr 2006 wird jedes Jahr der European Inventor Award (EPA) vom Europäischen Patentamt und der Europäischen Kommission verliehen. Ausgezeichnet werden Erfinder und Entwicklungen, welche einen nachhaltigen Beitrag zum technischen Fortschritt und zur wirtschaftlichen Stärkung Europas geleistet haben. Eine Idee muss also nicht nur besonders kreativ sein, sondern muss auch den Zeitgeist treffen und erfolgreich in die Wirtschaft integriert werden.

Es freut mich sehr, dass in diesem Jahr zwei Baden-Württemberger für die Entwicklung und Markteinführung ihres  Biokunststoffs Arboform gewürdigt wurden und den EPA in einer der vier Kategorien gewonnen haben. Auf der Internetseite des Europäischen Patentamts stellen Jürgen Pfitzer und Helmut Nägele ihre Idee und die Potentiale in zwei Filmbeiträgen vor.

Spin-Off für den Biokunststoff Arboform

In einem früheren Artikel habe ich schon über den Biokunststoff Arboform berichtet und war sofort beeindruckt von der Idee. Den Link zum Artikel gibt es hier.

Kunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen herzustellen halte ich allgemein für eine tolle Idee, aber diese auch noch aus dem Rohstoff Holz zu gewinnen, finde ich besonders bemerkenswert. So als würde man die erste Generation von Biokunststoffen in der Praxis direkt überspringen und gleich mit der zweiten Generation loslegen.

Bei der Herstellung von Biokraftstoffen führte die Verwendung von Nahrungspflanzen wie Raps oder Mais zu schwierigen moralischen Diskussionen („Tank-oder-Teller“), welche den Ruf der ganzen Branche in Gefahr brachten. Das Ergebnis war ein Umdenken bei der Pflanzenauswahl weg von Nahrungspflanzen hin zu Pflanzen, welche keine direkte Konkurrenz für Nahrungsmittel bilden – und somit die Entwicklung der Biokraftstoffe der 2.Generation. Aktuell werden vor allem Projekte und Produkt stärker untersucht und gefördert, welche sich auf die Pflanzenbestandteile  konzentrieren (Lignin, Lignocellulose), die bisher ungenutzt blieben.

Warum soll die stoffliche Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen also nicht von den Erfahrungen der energetischen Nutzung von Biomasse profitieren? Besonders schön wäre, wenn sich mittelfristig mit Hilfe kluger Nutzungspfade die energetische und stoffliche Nutzung von Biomasse stärker kombinieren ließen (Kaskadennutzung). Biologisch abbaubare Kunststoffe sind somit ein nützlicher Beitrag für die Recycling-Wirtschaft und helfen außerdem in vielen Bereichen (nicht in allen) die Umwelt besser zu schützen.

Meinen Glückwunsch zu diesem Preis an Herr Nägele und Herr Pfitzer und weiterhin viel Erfolg mit dem Spin-off des Fraunhofer Instituts für Chemische Technologie (ICT) namens Tecnaro.

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