Earth Hour und die Entwicklung der Bioenergie in Thailand


Gestern gingen während der „Earth Hour“ ein weiteres Mal gemeinsam die Lichter in einigen der bekanntesten Gebäuden der Welt aus. Eine bewegende Aktion, um ein Zeichen für den gemeinsamen Klimaschutz zu setzen. So wurden im Big Ben, am Brandenburger Tor, beim Eifelturm, dem Empire State Building, der Oper von Sydney, den Pyramiden von Gizeh oder auch der Verbotenen Stadt in Peking die Lichter ausgeschaltet um symbolisch Energie zu sparen. Das Bewusstsein für den Klimawandel ist global vorhanden und an der Kreativität für Maßnahmen fehlt es also nicht. Heute möchte ich in diesem Zusammenhang etwas mehr Licht in die Situation der energetischen Biomasse-Nutzung in Thailand bringen.

In Bangkok wurde zwar aus Sicherheitsgründen, im Zuge der aktuell schwierigen politischen Situation vor Ort, noch kurzfristig auf die Teilnahme an der Earth Hour verzichtet, trotzdem wird Thailand zu den asiatischen Vorreitern beim Klimaschutz gezählt. Vor allem das Engagement für den verstärkten Einsatz der erneuerbaren Energien und die damit einhergehende Umstellung der Energiewirtschaft im eigenen Land zeigen, wie ernst Thailand den Klimawandel nimmt. Dabei werden auch die ökonomischen Entwicklungschancen dieses Wandels klar erkannt.

Einige Zahlen zum Einstieg

Mit einer Fläche von ca. 510.000 km2 und einer Einwohnerzahl von ca. 66 Millionen verfügt das tropisch geprägte Land über optimale Bedingungen für den Biomasseanbau, so dass Thailand stark von der Landwirtschaft geprägt ist.

Aktuell decken die erneuerbaren Energien um die 7 % des Gesamtenergiebedarfs Thailands und bis zum Jahr 2022 soll die Produktionsleistung der EE auf knapp 6 Gigawatt ansteigen. Der Bau zahlreicher Biogasanlagen und Biomasseheizkraftwerke (BMHKW) wurde in den vergangenen vorangetrieben. Allein der deutsche Stromriese EnBW plant für die nächsten Jahre den Bau von 12 bioenergetischen Anlagen mit einer Leistung von jeweils 10 MW.

Biokraftstoffe in Thailand

Vor allem innerhalb des Mobilitätssektors wird stark auf erneuerbare Energiequellen gesetzt und die Integration von Biokraftstoffen finanzpolitisch gefördert.  So hat Thailand als erster asiatischer Staat schon im Jahr 2001 ein Programm für Biodiesel eingeführt. Nach dem im Jahr 2005 veröffentlichten „strategischen Plan  für die Vermarktung und Entwicklung von Biodiesel“ soll bis 2012 ein Anteil von 10% Biodiesel und 20% Bioethanol im Kraftstoffmarkt vorhanden sein.

Schon jetzt fahren die öffentlichen Busse in Bangkok mit Hybrid-Motoren und unterstützen somit die Erhöhung der Biokraftstoffquote. An thailändischen Tankstellen kann E5 (Benzin mit 5% Bioethanol) und B2 (Diesel mit 2% Biodiesel), aber auch E20 und B5 gekauft werden. Die Infrastruktur für Biokraftstoffe ist in der Hauptstadt besonders gut und es wird an Konzepten für die hochprozentigen Varianten wie E25 und E85 gearbeitet. Ein wichtiger Bestandteil zum Erreichen der Ziele ist hierbei, dass durch Subventionen der thailändischen Regierung der Preis für Biokraftstoffe etwas günstiger ist, als der für die fossilen Kraftstoffe.

Liste der häufigsten Bioenergiequellen in Thailand

  • Zuckerrohr
  • Ölpalme
  • Cassava
  • Jatropha
  • Sorghum-Hirse
  • pflanzliche Abfälle

Forschung zu den Erneuerbaren Energien in Thailand

Auch im Forschungssektor für erneuerbare Energien ist Thailand sehr aktiv und legt mit der Talente-Schmiede School of Renewable Energy Technology(SERT) viel Wert auf die nachhaltige Weiterentwicklung der verwendeten Technologien.

Mit 10 Dozenten und 140 post-graduated students steht ein großes Institut bereit, um die thailändische Regierung in Energiefragen mit eigenen Forschungsergebnissen zu beraten. Auch internationale Partnerschaften, z.B. mit der Uni Kassel, werden ausgebaut.

Kritische Töne zu Thailands Energiewirtschaft

Die größte Kritik gegenüber der thailändischen Energiewirtschaft konzentriert sich hauptsächlich auf die Investitionen der Unternehmen im Ausland. So engagieren sich große thailändische Unternehmen im Energiesektor sehr stark in den Nachbarländern Thailands wie beispielsweise Laos und Kambodscha. Große Energieprojekte sind in den Anrainerstaaten leichter umzusetzen, da die ökologischen und sozialen Standards leichter zu erfüllen sind als in Thailand selbst. So besteht die Gefahr, dass Großprojekte im Bereich der Wasserkraft oder auch beim Plantagenbau für Biokraftstoffe einseitig an wirtschaftlichen Interessen ausgerichtet werden und das mittelfristige Gleichgewicht der Nachhaltigkeits-Trias aus sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Aspekten zu wenig Beachtung findet.

GTZ Veranstaltung zum Thema Nachhaltigkeit von Biokraftstoffen aus Palmöl in Thailand

Ich habe in letzter Zeit häufiger über Zertifizierungssysteme für Biomasse berichtet, welche dazu beitragen werden, den Ruf der Bioenergie wieder zu verbessern. Wie aktuell die Nachhaltigkeit der Bioenergie weiterhin diskutiert wird, zeigt auch eine Veranstaltung der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) zu diesem Thema.

So wurde am 18. und 19.März auf einer zweitägigen Konferenz in Berlin über Strategien diskutiert, wie die Palmölproduktion noch nachhaltiger gestaltet werden kann und wie neben einer möglichst hohen Produktivität auch eine nachhaltige Entwicklung der Landwirte vor Ort (meist Kleinbauern) erreicht wird. An der Konferenz haben Vertreter von Forschungsinstituten, der ölverarbeitenden Industrie, Nichtregierungsorganisationen und Entwicklungsfachleuten mit Teilnehmern einer thailändischen Delegation über vorhandene Probleme und Lösungen diskutiert.

Zum Abschluss möchte ich mich noch bei Christina Schott und Jonas Becker für ihren inspirierenden Artikel zum Thema Erneuerbare Energien in Thailand in der Februar-Ausgabe des Magazins „Neue Energie“ bedanken.

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