Der schlafende Riese Biowärme wird politisch wieder stärker unterstützt

„Gras wächst nicht schneller wenn man daran zieht“ lautet ein afrikanisches Sprichwort. Auch wenn „die Geduld“ nicht unbedingt zu den preußischen Tugenden zählt, hat doch Geduld und Beharrlichkeit dabei geholfen, dass das Marktanreizprogramm für regenerative Wärme nun doch weiter fortgesetzt wird. Dass für politische Entwicklungen in der Regel ein langer (manchmal zu langer) Atem benötigt wird, gilt besonders für die regenerative Energiewirtschaft, welche sich aus der (kurzfristigen) ökonomischen Perspektive betrachtet häufig noch nicht auf Augenhöhe mit den fossilen Energieträgern bewegt. Über die Probleme die durch abrupte Kürzung von politischer Unterstützung für ganze Wirtschaftszweige entstehen können, können z.B. die Hersteller von Biokraftstoffen ein melancholisches bis wütendes Lied singen. Für den Fall der Biowärme gibt es dafür im Moment einen Grund zum Feiern!

Aufhebung der Haushaltssperre für das Marktanreizprogramm (MAP) für regenerative Wärme

Seit dem 3.Mai 2010 war das MAP auf Grund der Haushaltslage des Bundes vorerst gestoppt worden und selbst eingereichte Anträge wurden nicht weiter bearbeitet. 

Ab dem 12. Juli 2010 können nun wieder Anträge eingereicht werden und das Förderprogramm wird mit der bisher gesperrten Summe von 115 Millionen € weiter unterstützt. Bundesumweltminister Norbert Röttgen äußert sich diesbezüglich folgendermaßen.

„Das Marktanreizprogramm ist das bedeutendste Investitionsförderprogramm für Technologien zur Wärmeerzeugung aus erneuerbaren Energien. Dank der hohen förderpolitischen Hebelwirkung erwarten wir, dass mit dem Fördervolumen des Marktanreizprogramms von 380 Millionen in diesem Jahr rund 2,8 Milliarden Euro Investitionen ausgelöst werden können.“

Änderungen des Förderrichtlinie für regenerative Wärme

Auch wenn die gesamte Fördersumme somit wiederaufgenommen wird, gibt es trotzdem einige Änderungen. So werden bestimmte Technologien nicht mehr gefördert und für Andere ändern sich die Konditionen. Einen kurzen Überblick über vorgenommene Anpassungen zeigt die folgende Auflistung. Für Fragen zu genaueren Details am besten direkt an die BAFA wenden

  • neue Förderrichtlinie gilt ab dem 12. Juli 2010
  • veränderte (härtere) Konditionen für ausgewählte Anlagentypen (Pelletkessel, Holzhackschnitzelkessel, Wärmepumpen, Solarkollektoren)
  • Konzentration auf Anlagen mit höchstem Förderbedarf (hauptsächlich Anlagen im Bestand und kein Neubau)
  • vor der Sperre eingereichte Anträge werden nun wieder bearbeitet und noch nach der alten Richtlinie gefördert
  • Anträge die während der Haushaltssperre eingereicht wurden werden abgelehnt und müssen nach den Maßstäben der neuen Förderrichtlinie neu eingereicht werden
  • Die Sperre für die kleinen KWK-Anlagen (siehe Artikel) bleibt leider weiterhin ausgesetzt, da die Mittel dieses Fördertopfs schon ausgeschöpft sind
  • das MAP wird nun in einer verlängerten Version stattfinden und ist bis mindestens 2014 genehmigt

Es ist schön zu sehen, dass die regenerative Wärme und somit auch die Biowärme wieder stärkeren politischen Rückhalt finden. Und wie die konkreten Zahlen des Umweltministers zeigen, sind die Förderungen keine kurzfristigen Bewässerungen die schnell wieder versanden, sondern sie lösen ein Vielfaches an Folgeinvestitionen aus. Es bleibt zu hoffen, dass sich ein ähnliches Bewußtsein auch für die Förderungen in der Biokraftstoffbranche durchsetzt – man muss ja nicht unbedingt am Gras ziehen, aber es zu Düngen ist doch einen Versuch wert.

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