Kombination von Biokraftstoffen und Biogas zur Verbesserung der Bilanz der Bioenergie

Visionäre Konzepte regen die Fantasie an und helfen die Zukunft in einigen Dekaden zu gestalten. Zu solch großen Ideen im Bereich der Energiewirtschaft gehört mit Sicherheit die Energiegewinnung durch Kernfusion, an deren Entwicklung ein internationaler Forschungsverbund in Cadarache (Frankreich) arbeitet. Ein visionärer Gedanke, welcher direkt in das aktuelle Wirtschaftsgeschehen integriert werden kann, ist aber selten! Die Verknüpfung von zwei  erfolgreich umgesetzten Ideen, die zu einem Effizienzsprung bei der Gewinnung von Bioenergie führt, ist der Verbio AG gelungen – und das in industriellem Maßstab!

Als ich das erste Mal das große Werbeposter der Verbio AG in der Friedrichstraße (in Berlin) gesehen habe, war ich freudig überrascht, aber anfangs auch etwas irritiert. Das vermutliche Ziel des Plakats wurde bei mir auf jeden Fall erreicht. Die Aufschrift lautet nämlich:

„VERBIO ersetzt 2013 das erste Kernkraftwerk durch BioErdgas. Liebe Bundesregierung, liebe Opposition, das ist erst der Anfang. Diskutieren Sie mit uns auf www.energiezukunft2013.de“

Eine selbstbewußte und sympathische offensive Art, wie sie aus der Biokraftstoff-Branche in den letzten schwierigen Jahren (siehe Artikel) selten zu vernehmen war. Auf welchen handfesten Argumenten basiert eine solche Ankündigung?

Biogas statt Tierfutter verbessert Ökobilanz von Bioethanol

Der Schlüssel liegt in einer deutlichen Nutzungsänderung der Biomasse bei der Herstellung des wichtigsten Produkts der Verbio AG – den Biokraftstoffen.

Bisher wurden Biodiesel in Bitterfeld und Schwedt, beziehungsweise Bioethanol in Schwedt, Wismar und Zörbig hergestellt und verkauft. In Zörbig wurde aus der Stärke von 270.000 Tonnen Roggen eine Menge von 100.000 Tonnen Bioethanol gewonnen. Der zurückbleibende Rest der Biomasse wurde energieintensiv zu Trockentierfutter verarbeitet. Dabei betrug die Einsparung von Kohlendioxid des Gesamtprozesses maximal 50% gegenüber klassischen Kraftstoffen. Die CO2-Einsparungen durch den Einsatz von Biomasse muss nach BioStV und BiokraftV ab Januar 2011 mindestens 35% betragen (50% im Jahr 2017 und 60% ab 2018), wenn sie die Förderungen laut EEG erhalten möchte (siehe Artikel zur Zertifizierung von Biomasse).

Um die Ökobilanz der Biokraftstoffproduktion weiter zu verbessern wurde deshalb der Herstellungsprozess geändert. Die bei der Bioethanolerzeugung zurückbleibende Schlempe wird nicht mehr zu Tierfutter verarbeitet, sondern sie wird in 9000 Kubikmeter fassende und 20 Meter hohe Fermenter weitergeleitet und mit Hilfe der Flüssigfermentation in Biogas umgewandelt. Die 6 Fermenter umfassende Biogasanlage in Zörbig übertrifft mit ihren 30 MW sogar noch die Leistung der großen Biogasparks in Mecklenburg-Vorpommern, welche aus 40 Modulen mit je 500 kW bestehen und insgesamt 20 MW herstellen (siehe Artikel zum Thema Anlagensplitting in Güstrow und Penkun).

Leistungsparameter der Bioethanolstandorte in Zörbig und Schwedt

In der folgenden Übersicht werden einige Kennzahlen der Verbio AG Standorte aufgezeigt, an denen das neue Konzept umgesetzt wurde, bzw. umgesetzt wird.

Kennzahlen der kombinierten Biokraftstoffproduktion und Biogasgewinnung durch Verbio

Synthese von Biokraftstoff und Biogas vereint die beiden großen Zweige der Bioenergie

Der Verbio AG ist es gelungen mit Hilfe eines innovativen Konzepts und Mut zur Investition ein vergleichsweise revolutionäres Konzept aufzustellen und in Betrieb zu nehmen. Dabei wird zur Verbesserung der Energie- und Nährstoffbilanz Biogas und Dünger anstatt Trockenfutter produziert. Nebenbei findet die Verknüpfung der klassischen Bioenergiekonzepte im industriellen Stil statt und die Gewinnung von Biogas und Biokraftstoffen fließen ineinander.

Nähere Informationen zur Verfahrenstechnik gibt es im Artikel „Raffiniertes Konzept“ von Karsten Wiedemann und Axel Schmidt in der September-Ausgabe des Fachmagazins „Neue Energie“. Weitere Artikel zum Thema Biokraftstoffe finden Sie hier.


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