Presseschau: Echo der Bioenergie-Studie der Leopoldina in der Presse

Erde WeltraumDer Presse kommt bei der Bewältigung eines langfristigen und abstrakten Projekts wie der Energiewende eine sehr wichtige Rolle zu. Ohne die Berichterstattung in den Medien fällt es schwer, die komplexen Zusammenhänge bei diesem nationalen Großprojekts zu erfassen und den Fortschritten bei den Problemlösungen zu folgen. Das bedeutet natürlich auch, dass den auflagenstärksten Medien beim Verfassen von Berichten zur Energiewende eine große Verantwortung zukommt. Die Interpretationen von Geschehnissen durch die Journalisten haben einen entscheidenden Anteil daran, wie die Energiewende wahrgenommen wird und welchen Weg wir für richtig halten. Besonders bei den Entwicklungen der Bioenergie wird diese Verantwortung häufig auf die leichte Schulter genommen. Um dies zu verdeutlichen, gibt es hier eine kleine Presseschau mit einer Auswahl von Artikeln und Stellungnahmen, die als Echo auf die Bioenergie-Studie der Leopoldina erschienen sind.

Übersicht der Reaktion auf die Bioenergie-Studie der Leopoldina

Zu Beginn eine Übersicht von Artikeln und Berichten, die auf die Veröffentlichung der Leopoldina-Studie reagiert haben:

  • Spiegel Online: „Forscher erteilen Bioenergie klare Absage““
  • Die Zeit: „Stoppt den Bio-Wahnsinn“
  • Tagesschau
  • Süddeutsche: „Schluss mit Biogas und Holzpellets | Auf Fleisch verzichten bringt mehr“
  • FAZ: „Über das Ziel hinausgeschossen?“
  • EUWID Neue Energie „Mit Ausnahme von Abfall ist Biomasse keine Option zur Energieerzeugung in Deutschland“ | „Aussagen der Leopoldina sind veraltet oder falsch“
  • Stellungnahme des Deutschen BiomasseForschungsZentrums (DBFZ) „Leopoldina-Studie zeigt Grenzen des Wachstums auf, liefert für die Bioenergie jedoch lückenhafte und teilweise überholte Handlungsmöglichkeiten.“
  • Stellungnahme des Verbands der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB): „Studie verkennt Vorteile von Biokraftstoffen im Verkehrsbereich und bestehende Nachhaltigkeitsregeln“
  • Stellungnahme des Biogasrat: „Kluge Fragen, auf die es bereits Antworten gibt“

Im Folgenden werde ich die Artikel kurz vorstellen und ein Fazit zur Darstellung der Bioenergie-Studie in den Medien ziehen.

Meine Stellungnahmen zu den einzelnen Reaktionen in den Medien sind teilweise sehr kritisch, weil ich der Meinung bin, dass einige Aspekte undifferenziert oder viel zu pessimistisch dargestellt werden und damit der Ruf der Bioenergie „nachhaltig“ und zu Unrecht belastet wird.

Trotzdem möchte ich Sie bitten, für Ihre eigene Meinungsfindung zur Studie, bzw. den Artikeln, jeweils auch die Originaltexte der Autoren zu lesen. Die vollständigen Originaltexte- und beiträge sind immer verlinkt. 

Spiegel Online: „Forscher erteilen Bioenergie klare Absage“

Spiegel Online, Artikel zur Bioenergie-Studie von Julia Merlot vom 26.07.2012

Der Spiegel-Artikel zur Bioenergie-Studie der Leopoldina ist leider ziemlich undifferenziert.  Die Autorin möchte ich vor allem wegen der unausgeglichenen Zusammenstellung von Fakten und der verallgemeinernden Überschrift („Forscher“) kritisieren. Außerdem vermischt der Artikel viele Bereiche der Bioenergie und verallgemeinert teilweise von Ausnahmen auf die gesamte Branche.

Ansonsten zitiert Frau Merlot vor allem Aussagen, die bereits in der Bioenergie-Studie der Leopoldina zu finden sind und verzichtet weitgehend auf eigene Interpretationen oder Schlussfolgerungen. Die folgenden Aussagen des Artikels können allerdings sehr leicht zu Missverständnissen und falschen Schlussfolgerungen führen.

  • „Treibstoffe wie Bioethanol, Biodiesel oder Biogas stehen seit Jahren in der Kritik: In Schwellenländern wie Brasilien werden Regenwälder gerodet, um Anbauflächen für Ölpflanzen zu schaffen.“

Hier könnte man wenigstens erwähnen, dass Biokraftstoffe (Ölpflanzen = Biodiesel) nur einen sehr kleinen Prozentsatz ausmachen, wenn es um die Nutzung von Ölpflanzen geht. Das macht die Regenwaldabholzung nicht besser, aber für eine ausgewogene Darstellung sollte der Leser wissen, dass der überwiegende Großteil der Abholzungen (95 Prozent) auf den Nahrungs- und Futtermittelanbau, sowie für die Gewinnung von Pflanzenöl für Kosmetikprodukte etc. zurückzuführen ist.

  • „Auch weisen die Forscher darauf hin, dass bei der Produktion von Biotreibstoffen klimaschädliche Gase entstehen und der Anbau der Pflanzen die Nährstoffbelastung der Böden und Gewässer fördert.“

Natürlich entstehen bei der Produktion von Biokraftstoffen auch klimaschädliche Gase, aber das gilt letztlich für jeden industriellen Produktionsprozess der Energie benötigt und es kommt eher auf die Gesamtklimabilanz eines Produktionsprozesses an. Weiterhin bürgt die Düngung jeder landwirtschaftlich genutzten Fläche das Risiko, dass eine Nährstoffbelastung für Böden und Gewässer auftritt. Aber es gibt auch andere Stimmen, die davon ausgehen, dass der Anbau von Energiepflanzen sogar zum Gewässerschutz beiträgt.

Abschließend noch eine allgemeine Kritik zu den Bioenergie-Artikeln bei Spiegel Online. In mehreren Spiegel-Artikeln zur E10-Einführung wurde mit einem Tankwagen vor einem blühenden Rapsfeld immer das gleiche Foto verwendet. Allerdings kann aus Raps überhaupt kein Bioethanol (E10) hergestellt werden, sondern nur Biodiesel. Das mag vielleicht kleinlich klingen, aber es zeigt, wie undifferenziert „Biokraftstoffe“ teilweise bei Spiegel Online über einen Kamm geschoren werden. Wenn im Spiegel zur Abwechslung auch mal ein einseitig positiver Bericht über das Potential und die Fortschritte der Bioenergie erscheinen würde, dann würde ich auch auf undifferenziert negative Berichte nicht so kritisch oder kleinlich reagieren.

Die Zeit: Stoppt den Bio-Wahnsinn

Zeit Online, Artikel zur Bioenergie-Studie von Hans Schuh (Redakteur im Ressort Wissen) vom 26.07.2012

Der Artikel fasst ebenfalls einige Aussagen der Studie zusammen und beschreibt ein der Studie entsprechend negatives Bild von den Potentialen der Bioenergie. Den Empfehlungen der Studie wird weitgehen unkritisch beigepflichtet und die drastischsten Aussagen der Studie werden übernommen, ohne die Voraussetzungen und Einschränkungen, welche die Leopoldina-Forscher getroffen haben, zu nennen.

Wie der Spiegelartikel wählt auch dieser kurze Artikel neben einer drastischen Überschrift („Stoppt den Bioenergie-Wahnsinn“) eine sehr ungünstige Zusammenstellung aller dunkelsten Ängste, die um die Nutzung der Bioenergie kreisen, ohne auch ausgeglichen auf den bereits heute bestehenden Bioenergie-Nutzen oder die Stellungnahmen von Befürwortern zu verweisen.

Jemand der nur diesen Artikel liest, bekommt nichts davon zu lesen, dass die Bioenergie viele Arbeitsplätze sichert, die regionale Landwirtschaft stärkt oder das Deutschland führend beim Einsatz von nachhaltig produzierten Biokraftstoffen ist und als Weltmarktführer der Biogastechnologie gilt. Alles Punkte, welche auch die großen Fortschritte der Bioenergiebranche und ihr Bemühen zu konstanten Verbesserung und Anpassung an die Wünsche der Bevölkerung zeigen.

„Biomasse“ als Schlagwort wird verallgemeinert und Biodiesel, Bioethanol und Biogas unabhängig vom Herstellungspfad als problematisch dargestellt. Außerdem wird mit Begriffen wie „Milchmädchenrechnung“ oder „C02-fressenden Umwandlungsprozessen“ eine sehr leichtfüßige Ausdrucksweise gewählt, welche dem Ernst der Lage für die Branche in meinen Augen nicht gerecht wird. Ein lockerer Schreibstil ist erfrischend und trägt zur Lebendigkeit eines Textes bei, sollte aber nicht eine zu starke Wertung vornehmen.

Natürlich ist  die Bioenergie genau genommen nicht C02 neutral. Das ist allerdings keine erneuerbare Energiequelle, weil Anlagen natürlich gebaut und gewartet werden müssen, was Energie kostet und die Klimabilanz der Erneuerbaren vom CO2-neutralen-Ideal entfernt. Aber man sollte nicht nur mit dem Null-Emissionen-Ideal vergleichen, sondern auch mit den bisherigen fossilen Energieträgern.

Es tut mir leid, dass ich das so deutlich sagen muss, aber ich glaube nicht, dass jemand der über ein so breites Feld („Ressort Wissen“) schreibt, wie der Autor des Artikels Hans Schuh, auch die Recherche-Zeit aufbringen kann/ möchte, um einen wirklich differenzierten Artikel über ein so komplexes Thema wie die Bioenergie zu schreiben. Ich möchte hier nicht die häufig beeindruckende Arbeit von ausgebildeten Journalisten diskreditieren, aber ein fachliches Bioenergie-Werturteil und dazu noch ein so provokantes und wenig vorsichtiges, möchte ich eigentlich nicht von jemandem hören, der sich Heute mit der Bioenergie und Morgen mit dem Thema Tierschutz und dem Leben des Hirschkäfers beschäftigt.

Es ist hoffentlich nicht arrogant darum zu bitten, dass man sich als jemand der nicht als Fachjournalist in einem Bereich arbeitet, mit harten Bewertungen zu einer Branche lieber etwas zurück halten sollte oder den entsprechenden Zeitbedarf einplanen muss, um einen sachlich tiefer recherchierten Artikel zu veröffentlichen.

Bericht in der Tagesschau

In einem 90-Sekunden-Beitrag berichtet die Tagesschau differenzierter und vorsichtiger über die Ergebnisse und Empfehlungen der Bioenergie-Studie, als die beiden Artikel bei Spiegel Online und der Zeit.

Der Tagesschaubeitrag ist auch insofern ausgeglichener, weil in diesem der Geschäftsführer des Verbands der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VBD), Elmar Baumann, mit einer Stellungnahme zu Wort. Befürworter und Gegner mit gleichem Rederecht zeichnet den Bericht zur Bioenergie-Studie in der ARD aus.

Der ARD-Beitrag zur Bioenergie-Studie der Leopoldina beginnt bei Minute 11:18.

Süddeutsche: „Schluss mit Biogas und Holzpellets | Auf Fleisch verzichten bringt mehr“

Süddeutsche, Artikel zur Bioenergie-Studie der Leopoldina von Christopher Schrader vom 26.07.2012

Der Artikel von Herr Schrader beginnt mit der folgenden Aussage.

„Die Biomasse in Deutschland reicht nicht aus, um den Energiebedarf zu decken. Deshalb sollte der weitere Ausbau der Bioenergie gestoppt werden, empfiehlt die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina. Die Deutschen müssen sich nun entscheiden. was ihnen wichtiger ist: Essen oder Energie.“

Die Deckung des kompletten Energiebedarfs durch Biomasse ist doch gar nicht das Ziel, denn immerhin sprechen wir von der Familie der erneuerbaren Energieträger. Die Schlussfolgerung, dass deshalb der Ausbau der Bioenergie gestoppt werden müsste, ist nicht nur undifferenziert, sondern meiner Meinung nach sogar falsch. Auch die „Entscheidung“ zwischen Essen oder Energie ist eine Behauptung des Autors, die ich in der Studie nicht finden kann.

Weiterhin ist das folgende Zitat zur Bioenergie aus dem Artikel in der Süddeutschen für meinen Geschmack unpassend dramatische und hat stark verängstigende Züge.

  • „Alle Stängel, Blätter, Wurzeln, Knollen, Körner und Früchte würden dann verwertet, kein Mensch gespeist, kein Tier gefüttert, kein Tisch gebaut, kein Halm untergepflügt.“

Fairerweise muss aber auch gesagt werden, dass der Artikel von Christopher Schrader als einziger deutlich darauf hinweist, dass die Stellungnahme der Wissenschaftler den Gebrauch der Bioenergie nicht vollständig ablehnt und einige Verwendungspfade (Abfälle, Einsatz in Flugzeugen und Schiffen etc.) unterstützt.

FAZ: „Über das Ziel hinausgeschossen?“

Artikel in der Frankfurter Allgemeine Zeitung zur Bioenergie-Studie der Leopoldina, 28.07.2012 

Der in meinen Augen beste Artikel zur Bioenergie-Studie der Leopoldina in den auflagenstarken Medien, der allerdings auch erst 2 Tage später als die bisher vorgestellten Artikel veröffentlicht wurde.

Der Artikel enthält erfreulicherweise auch Pro-Bioenergie-Statements und zitiert für eine ausgewogene Darstellung neben anderen Politiker auch den Bundesumweltminister Peter Altmaier, den die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung um ein Statement gebeten hatte.

  • „Biomasse ist ein sehr vielseitiger und zuverlässiger Energieträger, der im Rahmen der Energiewende eine wichtige Rolle für die zukünftige Energieversorgung unseres Landes spielt“

EUWID Neue Energien

„Mit Ausnahme von Abfall ist Biomasse keine Option zur Energieerzeugung in Deutschland | Aussagen der Leopoldina sind veraltet oder falsch“

Artikel in der EUWID Neue Energie vom 01.08.2012

Der EUWID-Artikel zur Bioenergie-Studie der Leopoldina ist leider nur für Abonnenten des EUWID Neue Energien Magazins lesbar. „Leider“ deshalb, weil der Artikel sowohl die Aussagen der Bioenergie-Studie, aber auch die Stellungnahmen des Biogasrats und des VDBs (siehe weiter unter) berücksichtigt und dadurch eine sehr ausgewogene Darstellung von Pro- und Contra-Argumenten enthält.

Stellungnahme DBFZ

„Leopoldina-Studie zeigt Grenzen des Wachstums auf, liefert für die Bioenergie jedoch lückenhafte und teilweise überholte Handlungsmöglichkeiten.“

Stellungnahme des DBFZ vom 08.08.2012

Als Bioenergie-Enthusiast sehe ich die Stellungnahme des DBFZ ebenfalls als eine sehr gelungene Kritik zur Leopoldina-Studie. Die Stellungnahme des größten Forschungsinstituts zur stofflichen und energetischen Nutzung von Biomasse in Deutschland nimmt die Empfehlungen der Bioenergie-Studie ernst, zeigt aber auch sehr differenziert und konkret die Grenzen und Schwächen der Studie auf.

Über die Stellungnahme des DBFZ wurde bereits auf BiomassMuse berichtet und Sie können den vollständigen Wortlaut auch auf der Internetseite des DBFZ herunterladen.

VDB: „Studie verkennt Vorteile von Biokraftstoffen im Verkehrsbereich und bestehende Nachhaltigkeitsregeln“

Pressemitteilung des Deutschen Biokraftstoffverbands (VDB) zur Bioenergie-Studie der Leopoldina vom 26.07.2012

Der Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB) konzentriert sich bei seiner Kritik der Bioenergie-Studie vor allem auf die Ausblendung der wesentlichen Vorteile von Biokraftstoffen wie Bioethanol und Biodiesel. Diese seien aktuell die einzigen einsatzfähigen Alternativen zu fossilen Kraftstoffen und die E-Mobilität benötige bei aktuell nur 4.600 elektrischen betriebenen Fahrzeugen in Deutschland noch viel Zeit zur Reifung.

Außerdem kritisiert der Verband, dass die hohen Nachhaltigkeitskriterien, die für Biokraftstoffe bestehen, nicht ausreichend gewürdigt werden.

Die Konsequenz der Empfehlungen der Bioenergie-Studie der Leopoldina sei letztlich das Festhalten an fossilen Kraftstoffen auf Erdölbasis.

Biogasrat: „Kluge Fragen, auf die es bereits Antworten gibt“

Pressemitteilung des Biogasrats zur Bioenergie-Studie der Leopoldina vom 27.07.2012

Auch der Biogasrat kritisiert, noch schärfer als der VDB, die mangelnde Qualität der Bioenergie-Studie, welche „scheinbar ohne roten Faden zusammengeschustert wurde“.

Viele aufgeworfene Fragen der Bioenergie-Studie wurden längst von verschiedenen Institutionen (BioÖkonomieRat, IPPC) beantwortet, welche dabei weit weniger pessimistisch als die neu erschienene Studie waren. Die Studie widerspricht vielen vorangegangen Studien, wie beispielsweise einer Studie des deutschen Landwirtschaftsministeriums. Die Kritik, welche die Bioenergie-Studie der Leopoldina aufwirft, wird bereits weitgehend von der deutschen und europäischen Politik berücksichtigt und entsprechende Gegenmaßnahmen wurden umgesetzt oder begonnen.

Außerdem finden sich in der Studie viele Verallgemeinerungen in Bezug auf die flüssige, feste und gasförmige Bioenergie oder beim Vergleich von völlig verschiedenen Regionen weltweit.

Fazit und Kritik an den Artikeln zur Bioenergie-Studie in der Medienlandschaft

Den Journalisten der manchmal leider sehr einseitigen Artikel möchte ich nicht unbedingt einen Vorwurf machen, weil Sie häufig nur die Aussagen der Leopoldina-Studie aufgreifen. Allerdings werden die Empfehlungen der sehr kritischen Bioenergie-Studie dann weitgehend unreflektiert und unkritisch wiedergegeben. Hier hätte ich mir von der 4. Gewalt im Land einen verantwortungsvolleren Umgang gewünscht, anstatt fast schon hörig die Meinung der Akademie wiederzugeben und dargestellte Thesen als Fakten zu präsentieren.

Meiner Meinung nach sind die Bioenergie und mehr noch die Energiewende so komplexe Themen, dass deren aktuelle Entwicklungen und Zusammenhänge niemand wirklich umfassend verstehen kann, was eine Vereinfachung bei der Diskussion unumgänglich macht. Nicht jeder Artikel in einem tagesaktuellen Medium kann tief in eine Thematik einsteigen, wodurch Verallgemeinerungen und daraus resultierende Missverständnisse in Kauf genommen werden müssen.

Aber ich halte es für eine Aufgabe der informativen Presse, dass sie entweder einen neutralen Blick auf aktuelle Entwicklungen wirft oder bei eigener Interpretation die bestehenden Pro- und Contra-Argumente gegenüberstellt oder zumindest etwas vorsichtigere Schlussfolgerungen zieht. Die destruktiv einseitigen Bioenergie-Schlagzeilen der vergangenen Jahre rund um Regenwaldabholzung, Hunger, Vermaisung, Motoschäden etc. kann ich schwer als ausgewogene Berichterstattung annehmen. Im konkreten Fall fällt es schwer zu akzeptieren, dass in journalistischen Artikeln mit so großer Reichweite, die Empfehlungen einer Studie fast schon zu Tatsachen aufgewertet wiedergegeben werden.

Ich kann nicht beurteilen, ob die teilweise sehr negativen Artikel aus echter Überzeugung der Autoren in dieser Art verfasst wurden. Vielleicht ist die dramatische und wenig sachliche Ausdrucksweise häufig einfach ein notwendiges Mittel, wenn man einen emotional berührenden Artikel schreiben möchte, der den Leser auf einer tieferen Ebene erreicht.

Über die Ursachen für die manchmal sehr unreflektierte Widergabe von pessimistischen Aussagen der Bioenergie-Studie möchte ich nicht weiter spekulieren: Zeitdruck, Wünsche von Werbepartnern oder auch eine persönliche Abneigung der Bioenergie oder Verbrennungstechnologie der Autoren können Einflussfaktoren sein. Man kann sich fragen, ob vor allem die erstgenannten Medien eine bewusst harte Linie gegen die Bioenergie fahren.

Für alle Journalisten, die der Bioenergie eine echte Chance geben möchten, habe ich noch einige Themen, die für etwas mehr mediale Aufmerksamkeit sicher sehr dankbar wären.

Sicherlich sind diese Themen nicht so emotional, wie Hunger und Regenwaldabholzung, aber sie zeigen dafür, was wir in Deutschland schon an vielversprechenden Bioenergie-Projekten aufgebaut haben und wie ernst die Kritik aus der Bevölkerung von dieser Branche genommen wird. Meiner Meinung nach sind auch solche Themen für kritischen oder sogar investigativen Journalismus interessant.

Kritik an der Bioenergie ist wichtig, aber sie nützt nur dann, wenn man sie in einem angemessenen Ton und mit differenzierten Argumenten formuliert!

Was ist Ihre Meinung zur Bioenergie und wie können wir sie unter ökologischen, sozialen und ökonomischen Gesichtspunkten nachhaltig nutzen? Ich freue mich auf Ihren Kommentar.

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