Je nachdem wie man sich einen „Riesen“ im Vergleich zum Normalen so vorstellt, wurde bei der Projektplanung in Guben ganze Arbeit geleistet.
Es gibt beeindruckenden Großanlagen (z.B. Penkun, Güstrow) die eine Gesamtleistung von 20 MW haben. Dabei handelt es sich jedoch um die Summe von 40 Einzelmodulen zu je 500 kW am selben Ort. Das soll diese Anlagen nicht schmälern, aber es ist notwendig dies zu erwähnen, wenn ich „den Riesen“ der Headline bestätigen möchte. Die in Guben beschlossene Anlage (Baubeginn Frühjahr 2010) hat zwar „nur“ eine Gesamtleistung von 3,5 MW, aber die Verfahrenstechnik sieht vor, dass diese Leistung von nur 2 Fermentermodulen erreicht wird, welche jeweils Biogas für 1,75 MW produzieren. Für den aktuellen Stand der Biogasanlagentechnik ist diese von der BKN biostrom AG geplante Anlage deshalb schon bemerkenswert.
Es erinnert ein wenig an die klassischen Kraftwerke auf fossiler Brennstoff-Basis, welche teilweise auch aus mehreren Blöcken zusammengesetzt sind. Natürlich sind diese fossilen Kraftwerke (z.B. im Kohlebereich) deutlich leistungsstärkere Anlagen und bringen bei den beispielsweise 6×500 MW Blöcken in Jänschwalde ganze 3000 MW auf die Waage. Aber es geht auch gar nicht um Konkurrenzen zwischen diesen Leistungsspektren, da der Vorteil von Biogasanlagen in ihrer dezentralen Anwendungsmöglichkeit liegt.
Betrieb der Anlage
Die Anlage in Guben soll ausschließlich mit nachwachsenden Rohstoffen befüllt werden. Welche NawaRo’s genau verwendet werden sollen, konnte ich der Pressemitteilung nicht entnehmen. Bei ausschließlicher Befüllung mit nachwachsenden Rohstoffen (ohne Gülleeinsatz) wurde hoffentlich die „Tank/ Energie oder Teller“ Diskussion gründlich bedacht und Rohstoffe eingeplant, die nur wenig Nahrungsmittelkonkurrenzen aufweisen. Das Biogas wird dann auch nicht nicht an Ort und Stelle verstromen, sondern auf Erdgasqualität aufbereiten und in das bestehende Erdgasnetz einspeisen. In diesem Netz wird das aufbereitete Biogas weitergeleitet und auf 4 neue Blockheizkraftwerke (BHKW) im Gubener Raum verteilt. Da BHKW mit Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) funktionieren, wird die erzeugte Wärme für die Versorgung von 4000 Haushalten genutzt und somit ein Fünftel der Gubener Bürger versorgen können.
Thema Anlagen-Splitting
Einen Punkt möchte ich noch ansprechen, bei dem ich leider nicht genau weiß, wie dieser rechtlich aktuell gehandhabt wird. Seit den Problemen rund um das Anlagensplitting der Anlage in Penkun liegt für mich der Sachverhalt etwas im Nebel. Was schreibt die Novellierung des EEG’s nun genau vor? Ist die Anlage in Guben als „eine Anlage“ zu verstehen und wird demnach weniger hoch pro kWh vergütet oder zählen die 4 weiter auseinanderliegenden BHKW als 4 getrennte Anlagen? Das wäre für die Betriebswirtschaft der Anlage nicht unerheblich. Wenn jemand von euch da mehr weiß, wäre ich dankbar für diese Information.
Insgesamt freut mich diese neu geplante Anlage (mit Erdgasaufbereitungstechnik) sehr und ich wünsche den Betreibern einen zügigen Bau und einen ertragreichen, störungsarmen Betrieb.
Anlagensplitting sollte hier eigentlich kein Problem darstellen. Wenn die BHKWs nicht auf benachbarten Grundstücken stehen, ist von keiner „unmittelbaren räumlichen Nähe“ auszugehen.
http://www.clearingstelle-eeg.de/files/private/active/0/2008-49_Empfehlung.pdf
Vielen Dank Onkel Sam für den Link zur Stellungnahme der Clearingstelle zu konkreten Konflikten beim Anlagensplitting! Ein komplexes Problem hinter dessen Klärung wahrscheinlich die erfolgreiche oder eben nicht erfolgreiche Wirtschaftlichkeit vieler Großprojekte verborgen liegt.