Während Barack Obama auf der Klimakonferenz in Kopenhagen noch politisch die Hände gebunden waren und er keine handfesten Zugeständnisse zum Klimaschutz geben konnte, hat er auf nationaler Ebene einen weiteren wichtigen Schritt getan, um die regenerativen Energien, speziell die der Biokraftstoffe, zu unterstützen.
Mit seiner Rede in der vergangenen Woche zum State of the Union und der Veröffentlichung seiner Strategie für Biokraftstoffe am 3.Februar hat Obama die Biokraftstoffbranche auf eine neue politische Ebene gebracht. So wurde zwar schon 2007 im „Energy Independence and Security Act“ der Environmental Protection Agency (EPA) für eine Erhöhung der Biokraftstoffquote plädiert, aber eine finale politische Einigung auf konkrete Ziele konnte erst in den vergangen Tagen erreicht werden.
Die Produktion von Biokraftstoffen, hauptsächlich Bioethanol und Biodiesel, soll von aktuell jährlich 11 Milliarden Gallonen (ca. 42 Milliarden Liter) auf 36 Milliarden Gallonen im Jahr 2022 erhöht werden. Über die genauen pflanzlichen Rohstoffe für die großen Mengen Biokraftstoff habe ich bisher keine Angaben gefunden und vielleicht setzt man bei den Bezugsquellen auf die eigenständige und flexible Anpassung des Marktes. Hier einen LINK über Forschungsansätze der NASA im Bereich der Biokraftstoffe.
Beim Erreichen der Ziele der EPA wird das zu einer verringerten Abhängigkeit von Erdöl von jährlich 328 Millionen Gallonen führen. Durch die Verringerung der benötigten Erdölmenge können außerdem pro Jahr 138 Millionen Tonnen Treibhausgase eingespart werden. Untersuchungen der EPA haben ergeben, dass im direkten Vergleich über die gesamte Wertschöpfungskette bei der Verwendung von Biodiesel gegenüber Diesel auf Erdölbasis 50% weniger CO2 entstehen.
Im Folgenden gibt es einen Auszug aus der Rede Barack Obamas vor dem Senat. In dem kurzen Ausschnitt geht es schwerpunktmäßig um die zukünftige Energieversorgung der USA und die Chancen der „Clean Technologies„. Er verdeutlicht in Ansätzen die Einstellung Barack Obamas zu den Chancen des Klimaschutzes und zeigt meiner Meinung nach auch die sehr pragmatische und wirtschaftliche Herangehensweise an dieses Problem.
Analysen und Meinungen zu den geplanten Änderungen des Biokraftstoffmarkts in den USA gibt es in einem Artikel auf der US-Amerikanischen Internetseite der Environmental Working Group Agriculture.
Biokraftstoffe, als wichtiger Bestandteil der Energieversorgung, werden im Filmausschnitt zwar erst an dritter Stelle nach Technologien wie neuen Kernkraftwerken und Off-Shore Anlagen zur Förderung von Öl und Gas genannt, ABER sie kommen endlich in Reden dieses politischen Formats vor! Ich finde man merkt in der Art seiner Gestik und dem „Applausometer“ des Senats (z.B. nach der Anmerkung zum Bau neuer Kernkraftwerke), gegen welche Wiederstände Obama wirken muss, wenn es um starke Veränderungen im Energiebereich oder Maßnahmen zum Klimaschutz geht.
Die USA sind ein Land, welches stark auf das Automobil angewiesen ist und über den aktuell größten Fuhrpark aller Länder verfügt. Außerdem haben die USA kein so differenziertes Schienennetz wie viele Staaten in Europa und verlassen sich stärker auf Transportmittel (Automobil, Flugzeug, Schiff), die mit Treibstoffen funktionieren. Das hat aber auch zur Folge, dass eine Veränderung der Spritzusammensetzung in den Vereinigten Staaten besonders große Auswirkungen für die Umwelt und die Wirtschaft hat!
Die USA sind bei Biokraftstoffen wirtschaftlicher Partner Deutschlands (LINK), aber bis zu einem gewissen Grad auch wirtschaftlicher Konkurrent, wenn es um das Entwickeln von neuen Technologien und das Schaffen von Arbeitsplätzen im Bereich der Bioenergie geht. Deshalb ist das Anziehen einer starken Volkswirtschaft, wie die der US-Amerikaner, im Bereich der Biokraftstoffe eine große Chance, aber unter wirtschaftlichen Aspekten betrachtet kann es auch eine Spur beunruhigend sein. Auf der einen Seite entstehen Chancen für eine stärkere internationale Zusammenarbeit, aber gleichzeitig können einige Technologien auch nur einmal entwickelt und patentiert werden. Die neuen Ziele der USA im Bioenergiesektor sehe ich deshalb auch als zusätzliche Motivation die Entwicklung der Biokraftstoffe in Deutschland gemeinsam weiter anzuschieben und nach Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit den USA zu suchen.
Was ist eure Meinung zu der neuen Initiative für Biokraftstoffe der USA?