Heute möchte ich einen Forschungsverbund vorstellen, welcher sich unter anderem mit den Veränderungen in der Landwirtschaft und somit auch mit den mittelfristigen Entwicklungen innerhalb der Biomasse-Produktion beschäftigt, die durch den Klimawandel zu erwarten sind. Bisher wurden vor allem die Auswirkungen des Klimawandels auf den gesamten Planeten oder die daraus resultierenden globalen Konflikte diskutiert. Das Innovationsnetzwerk Klimaanpassung Berlin-Brandenburg (INKA BB) konzentriert sich bei seinen Untersuchungen jedoch auf viel kleinere Räume.
Mit dramatischen Veränderungen wie dem kompletten Versinken ganzer Landstriche durch die Wassermassen eines abschmelzenden Gletschers oder der Ausdehnung einer nahegelegenen Wüste, muss in der Region Berlin-Brandenburg nicht gerechnet werden. Den mit Sicherheit stattfindenden Veränderungen ein konkretes Gesicht zu geben, kann dennoch für langfristig angelegte Projekte innerhalb der Forstwirtschaft oder Stadt- und Regionalplanung sehr nützlich sein.
Das Innovationsnetzwerk Klimaanpassung Berlin-Brandenburg
INKA BB ist eine Zusammenstellung von 12 Forschungsinstituten, 40 Unternehmen und ausgewählten Behörden die mit unterschiedlichen Perspektiven auf die klimatischen Veränderungen in 3 Modellregionen schauen und entsprechende Anpassungsszenarios entwickeln werden.
Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung innerhalb der „Klimzug“ Kampagne geförderte Projekt wird sich auf die Regionen Berlin, Spreewald-Lausitz und Uckermark-Barnim konzentrieren. Damit sind 3 Regionen ausgewählt worden, die unterschiedlich stark besiedelt und strukturell anders aufgebaut sind. Durch die bewußte Streuung der regionalen Parameter und die sich daraus ergebende Möglichkeit zum Vergleich der Ergebnisse kann der Erkenntnisgewinn noch erhöht werden.
Auf das Netzwerk aufmerksam geworden bin ich bei meinem diesjährigen Besuch auf der grünen Woche (Link zum Artikel). Während des Besuchs und beim Lesen des Rahmenplans von INKA BB habe ich Einiges über die Zielstellungen des Forschungsverbunds erfahren. So sollen vor allem die Auswirkungen auf das Wassermanagement und die Landnutzung untersucht werden, welche durch Änderungen der Niederschlagsverteilung und Durchschnittstemperatur zu erwarten sind. Davon ausgehend sollen Anpassungsszenarien und Handlungsmethoden für folgende Bereiche erstellt werden:
- Wassermanagement (Hochwasserschutz, Wasserversorgung, Bauwirtschaft)
- Land- und Forstwirtschaft (Bodenbearbeitung, standortoptimierte Sortenauswahl, Fruchtfolgeplan, Alley-Cropping und Agroforstsysteme)
- Naturschutz und Artenzusammensetzung
- Tourismus
- Gesundheit
Fazit
Forschungsprojekte dieser Art und Größe kosten natürlich erst einmal viel Geld, sind schwierig zu koordinieren und es besteht die Gefahr, dass die Erkenntnisse nicht in die Wirtschaft übertragen werden können. Dieses Risiko besteht allerdings bei den meisten Forschungsprojekten!
Auf der anderen Seite schafft das INKA BB direkt Arbeitsplätze, hilft, bestimmte Umweltvorgänge in der Region tiefer zu verstehen, schafft Partnerschaften zwischen Wissenschaft und Wirtschaft und kann langfristig die Kosten für die Gemeinschaft sogar verringern. Im optimalen Fall führen die anfänglichen Investitionen zu einem Wissensvorsprung, der in gut umzusetzende Anpassungsszenarios umgewandelt wird, neue Technologien hervorbringt und sogar exportiert werden kann.
Der Klimawandel ist ein oft noch sehr abstrakt diskutiertes Phänomen, bei dem die konkreten Auswirkungen, abgesehen von Schreckensszenarien, oft schwer vorstellbar sind. Erkenntnisse über die Änderungen des CO2-Gehalts in der Atmosphäre, der Niederschlagsverteilung und der Temperatur in das Alltagsleben einer Region zu übertragen und pragmatische Anpassungsszenarien oder Technologien zu entwickeln halte ich deshalb für sehr nützlich.
Die Auswirkungen des Klimawandels auf eine bestimmte Region oder anwendungsorientierte Branchen wie die Bauindustrie und Landwirtschaft passieren nicht von heute auf Morgen. Auch das Formulieren von Anpassungsstrategien muss nicht überstürzt und kann gründlich geplant werden. Deshalb freue ich mich auf die Erkenntnisse des INKA BB Forschungsnetzwerks und wünsche den teilnehmenden Wissenschaftlern und Unternehmern eine erfolgreiche Arbeit.