Der Ruf der Automobilbranche war lange Zeit nicht unbedingt ökologisch und starke Motorenleistung und ansprechendes Design waren die wichtigsten Optimierungsparameter der Entwickler. Eine weitere Optimierungsvariable wird nun immer salonfähiger.
In Zeiten des Klimaschutzes und bevorstehender großer Veränderungen im Ressourcen- und Energiemanagement werden uns Verbrauchern auch andere Dinge am und im Auto immer wichtiger. Es begann bei der Reduktion des Energieverbrauchs (3-Liter-Auto), geht über in Gedanken zu alternativen Antriebstechnologien und erfasst immer mehr auch ein Umdenken bei der Materialauswahl. Spaß am Automobil und ökologische Ziele passen besser zusammen. Das Spektrum der verwendeten Materialien in der Automobilindustrie könnte sich nun schneller wandeln als (zumindest von mir) bisher angenommen und immer mehr Bestandteile können durch Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen ersetzt werden.
Pilotprojekt der FnR
So meldet die Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe (FnR) ein größeres Pilotprojekt mit 3 Zulieferern für Automobilteile (Reimer Modelltechnik, FourMotors GmbH, S1nn GmbH & Co. KG).
Sowohl die Stützbauteile (Faserstoffe), als auch die verwendeten Kunststoffe (Lacke, Armaturen) könnten aus nachwachsenden Rohstoffen (Öle, Zellulose, Stärke, Milchsäure) realisiert werden. Flachs und Leinenöl sind als Ausgangsstoffe in der Testphase und die Bioverbundstoffe überzeugen mit geringem Gewicht und sind mechanisch sehr belastbar.
Faserstoffe und Biopolymere sollen in in Pilotprojekten in Automobile integriert werden, so dass mittelfristig die Serienproduktion gestartet werden kann. Nur in der Serienproduktion können die Bauteile ökonomisch tragbar hergestellt werden. Das ist wiederum eine wichtige Vorraussetzung für ihr Bestehen am Markt , denn der akzeptable Kaufpreis ist bei allem ökologischen Bewusstsein eines der wichtigsten Kaufkriterien.
Zukunftsmusik/ Fazit
Ich würde mir wünschen, dass die Pilotprojekte für Bioverbundstoffe erfolgreich sind und eventuell auftretende Schwierigkeiten schnell behoben werden können. Biopolymere und Faserstoffe auf Basis nachwachsender Rohstoffe halten die CO2-Kreisläufe geschlossen und sind in unbegrenzter Menge vorhanden. Wissenschaftliche Erkenntnisse aus anwendungsorientierten Forschungsfeldern wie der Bionik könnten leichter in die Entwicklung weiterer Bauteile einfließen. Bezüglich der Materialeigenschaften sind vor allem im Bereich der mechanischen Stabilität und Oberflächenbeschaffenheit schnelle Erfolge denkbar.
Ein zu bewältigendes Problem dürfte die chemische Beständigkeit der Materialien sein (Verzögerung des mikrobiologischen Abbaus), da das Interieur eines Autos meist länger benutzt wird als eine Lebensmittelverpackung auf Biokunststoff-Basis. Außerdem bleibt zu hoffen, dass aus der Tank-oder-Teller Diskussion für die Verwendung von nachwachsenden Rohstoffen als Kraftstoff gelernt wurde und nicht die gleiche Diskussion bei den Bioverbundstoffen erneut geführt werden muss. Die stoffliche Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen hat jedoch den Vorteil, dass die Produkte in der Regel einen deutliche längeren Lebenszyklus haben!