Die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) legt jetzt die unter Federführung der Hochschule Bremen durchgeführte Studie „Bestandsaufnahme zum biogenen Reststoffpotential der deutschen Lebensmittel- und Biotechnik-Industrie“ vor. Gefördert wurde die Erhebung aus Mitteln des Programms „Nachwachsende Rohstoffe“ des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV).
Für den weiteren Ausbau einer biobasierten Wirtschaft ist neben der vorrangigen Sicherstellung einer ausreichenden Nahrungsmittelversorgung auch die Versorgung der Wirtschaft mit Futtermitteln, biobasierten Rohstoffen und Energieträgern zentrale Aufgabe. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, vor allem solche Biomasse-Ressourcen möglichst effizient zu nutzen, die für eine unmittelbare Nahrungsmittelversorgung nicht in Frage kommen. Neben biogenen Ressourcen aus der Land- und Forstwirtschaft und den Kommunen spielen hierbei auch die Reststoffe aus der Lebensmittelindustrie eine wichtige Rolle.
Ziel der Studie war es, die Potenziale die Reststoffe aus der Verarbeitung landwirtschaftlicher Rohstoffe in der Nahrungsmittelindustrie zu erheben, die als Rohstoffe für technische Anwendungen prädestiniert sind. Hiernach bewegt sich das jährliche Reststoff-Aufkommen in der deutschen Lebensmittel- und Biotechnik-Industrie zwischen 13 und 14 Mio. Tonnen Trockensubstanz (TS/a). Die größten Reststoffmengen fallen in den Branchen Herstellung von Pflanzenölen (6,1 Mio. Tonnen TS/a), Herstellung von sonstigen Nahrungsmitteln, insbesondere Zucker (3,3 Mio. Tonnen TS/a) und Getreideverarbeitung (1,7 Mio. Tonnen TS/a) an. Allerdings werden die in diesen Branchen anfallenden Reststoffe – aufgrund der guten Nährstoffgehalte – derzeit vorrangig als Futtermittel genutzt.
Die in der Studie ermittelte umsteuerbare Kapazität an biogenen Reststoffen für höherwertige Verwertungswege liegt bundesweit bei rund 500.000 Tonnen TS/a.
Für umfassende Bewertungen alternativer Nutzungsmöglichkeiten von Reststoffen aus der Lebensmittelindustrie müssen die ökologischen und ökonomischen Aspekte einer Umsteuerung der Reststoffströme in den jeweiligen Bereichen noch genauer untersucht und bewertet werden. Außerdem bedarf es noch weiterer Untersuchungen, um regional differenziertere Aussagen zu Anfall und möglichen alternativen Nutzungen der verschiedenen biogenen Reststoffe machen zu können. Für alle neuen Nutzungsoptionen muss jedoch beachtet werden, ob und in welchem Maße Umsteuerungen an anderer Stelle zu Problemen führen.