Kopenhagener Reihe 10/12 – Biomasse mit Brückenfunktion

In der aktuellen Artikelreihe zum Kopenhagener Klimagipfel schreibe ich über die Möglichkeiten der Biomasse-Nutzung, einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Heute möchte ich eine Eigenschaft der Biomasse-Branche ansprechen, welche diese auszeichnet und ein großes strukturelles Potential darstellt.

Aus meiner Perspektive kommt der Biomasse eine Brückenfunktion zu, da sie nicht eindeutig nur einer Nutzung oder Technologie zugeordnet werden kann, sondern viele Branchen miteinander verbindet und dabei ihren ökologischen Ursprung entfalten kann. Die Biomasse-Nutzung ist schon jetzt sehr breit in unsere Gesellschaft integriert und betrifft viele Bereiche des alltäglichen Wirtschaftens. Auf Grund dieser Tradition und bestehender Strukturen ist es sehr fruchtbar innerhalb der einzelnen Teilbereiche der Biomasse-Nutzung anzusetzen und zusätzlich durch deren Verzahnung Synergieeffekte zu erzeugen.

Die Biomasse-Nutzung ist durch verschiedene Wissenschaften und Industrien mit den privaten Haushalten verbunden. Dabei erfüllen nachhaltige Produkte aus Biomasse viele Funktionen und reichen von der Agrarwirtschaft, Textilindustrie, Bauwirtschaft und Energieversorgung, bis hin zu medizinischen Anwendungsbereichen und der Kosmetik.

Ein graphischer Überblick über wichtige Märkte und Forschungsbereiche, die mit der Transformation und Verwendung von Biomasse zu tun haben sind in einem Artikel über Biomasse-Märkte zu finden.

Das Phänomen der Kommunikations-Netzwerke (Twitter, Blogs, Facebook…) ist im Moment sehr aktiv, wodurch die Verbindung zwischen unterschiedlichen Geschäftsfeldern und Wissenschaften erleichtert wird und die Innovationsgeschwindigkeit zunimmt. Ich kann nicht sagen, dass ich davon in jedem Moment begeistert bin, denn es braucht viel Zeit und Disziplin, aber ein spannendes Moment hat diese Entwicklung auch und sie bringt viel frischen Wind.

Ich wünsche mir, dass sich auch im Bereich der Biomasse-Branche ein noch verwobeneres Netzwerk entwickelt. Dadurch ist ein effektiverer Fluss der Rohstoffe und Abfälle möglich, ein inspirierender, branchenübergreifender Austausch und ein leichteres Erfüllen verschiedener Marktbedürfnisse.

In den letzten Jahren sind schon viele nützliche Maßnahmen für Brückenschläge innerhalb der Biomasse-Branchen realisiert worden – z.B. statistische Datenbanken, Onlinekataster, neue Verbände oder Seiten wie diese. Was fehlt mir noch? Ich freue mich auf den Moment, wenn die energetische und stoffliche Biomasse-Nutzung stärker ineinander greifen und dadurch ein effizienteres Wirtschaften mit den Rohstoffen möglich wird. Oder wenn sich umfassende Börsen für nachwachsende Rohstoffe entwickelt haben und dadurch ein transparenterer Marktüberblick möglich wird. Nicht selten entstehen Wirtschaftskrisen durch Marktversagen in Folge von Informationsmangel. Auch die Zunahme von mobilen Think Tanks im Bereich der Biomasse-Nutzung (gerade zwischen Branchen der energetischen und stofflichen Nutzung) wären schön und sind durch preiswerte globale Kommunikationsmittel leichter zugänglich. In Zusammenarbeit mit den bestehenden Wissenschaftsinstitutionen kann eine regional verwurzelte und doch weltoffene Partnerschaft gefördert werden.

Schöne Institutionen im Bereich der Biomasse-Nutzung sind hierbei das DBFZ und ATB (um nur zwei Größere zu Nennen), die sowohl energetische, als auch stoffliche Forschungsfelder in sich vereinen. Einige weitere Institute in Berlin-Brandenburg mit Verlinkung gibt es im Artikel zur Green Economy von Berlin.

Auch der Brückenschlag zur Wirtschaft wird über Spin Offs der Institute immer leichter, welche die entwickelten Technologien und Konzepte in die Wirtschaft tragen. Die direkte Zusammenarbeit zwischen staatlichen Forschungsinstitutionen und privaten Unternehmen ist aber in meiner Wahrnehmung noch ausbaufähig. Das ist sicherlich nicht immer ganz leicht und es gibt rechtliche Vorgaben, welche die gemachten Innovationen schützen, aber auch den Informationsfluss verzögern und die Marktintegration gemachter Innovationen gefährden.

Jedenfalls fasziniert mich diese vielfältige und sehr lebendige Atmosphäre innerhalb der Biomasse-Branche sehr. Maßnahmen zum Klimaschutz können für jeden Bereich getroffen werden, die sich dank der starken und zunehmenden Vernetzung der Wertschöpfungsketten besonders effektiv auswirken.

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