BioenergieDat: Open Source Plattform zu Umweltauswirkungen der Bioenergie eröffnet

Die Klimabilanzen der einzelnen Bioenergiepfade sind nicht unumstritten. Während Befürworter von Biogas, Biokraftstoffen und Holzenergie die klimaneutralen Eigenschaften von Energiepflanzen und organischen Reststoffen betonen, konzentrieren sich die Kritiker vor allem auf die zusätzlichen Emissionen, die bei der Gewinnung der Bioenergie freigesetzt werden (Grünlandumbruch, Transport, Methanschlupf etc.). Bei aller berechtigten Kritik darf aber nicht vergessen werden, dass die Wertschöpfungsprozesse der Bioenergie immer auch mit den Produktionspfaden der fossilen Energieträger verglichen werden. Um die Umweltauswirkungen der Bioenergie-Produktion und -Nutzung besser zu verstehen, ist nun eine kostenfreie Plattform zugänglich, welche die Bioenergie unter der Perspektive ihrer Umweltauswirkungen betrachtet. Die Datenbank berücksichtigt dabei nicht ausschließlich die Auswirkungen der Bioenergie auf das Klima, sondern bezieht auch ökologische und ökonomische Auswirkungen in die Bewertung der Bioenergie ein.

Foto zeigt Wissenschaftlerin

BioenergieDat: Eine Datenplattform für Bioenergie in Deutschland

Mitteilung des BMU-Förderprogramms „Energetische Biomassenutzung“ vom 11.04.2013.

Das im Rahmen des BMU-Förderprogramms „Energetische Biomassenutzung“ unterstützte Forschungsprojekt BioEnergieDat stellt seine Ergebnisse aus der zweijährigen Laufzeit vor: eine konsistente Methodik, eine moderne IT-Infrastruktur sowie eine Datenbasis für die ökologische Bewertung verschiedener Optionen der Bioenergienutzung.

Im Vorhaben BioEnergieDat (FKZ: 03KB039) wurde von 2010 bis 2012 eine methodisch harmonisierte, validierte und modulare Datenbasis für Prozessketten der energetischen Biomassenutzung in Deutschland erarbeitet. Diese ist nun zusammen mit einer im Vorhaben entwickelten Open Source Software und einer Open Source Datenbank für die Erstellung von Ökobilanzen (Life Cycle Assessment) frei zugänglich. Am Vorhaben beteiligt war ein hochkarätiges Forscherkonsortium aus:

  • dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
  • dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt
  • der GreenDelta GmbH
  • der Hochschule Zittau/Görlitz
  • der Ruhr-Universität Bochum
  • der Universität Stuttgart
  • dem Wuppertal Institut für Klima, Umwelt Energie GmbH

Ökobilanzen sind heute ein unverzichtbares Instrument, um Produkte und Verfahren hinsichtlich ihrer Umweltauswirkungen zu bewerten und die Optimierung der Umweltleistung zu unterstützen. Die in BioEnergieDat erarbeitete Datenbasis und Software machen Ökobilanzen für Bioenergie schneller und einfacher und unterstützen die konsistente Bilanzierung und Bewertung einzelner Technologien. Sie können von jedem genutzt werden, der Ökobilanzen sowie ähnliche Methoden (Carbon Footprint etc.) anwendet.

Die Datenbasis wurde erarbeitet unter Berücksichtigung repräsentativer deutscher Rahmenbedingungen. „BioEnergieDat stellt Datensätze zu vollständigen Prozessketten von Bioenergie bereit. Im Unterschied zu ähnlichen Datenbanken kann der Nutzer aber auch auf alle unverknüpften Datensätze zu den einzelnen Prozessen (Modulen) zugreifen. Hierdurch sowie durch die Parametrisierung wichtiger Eingangsgrößen sind Datensätze jetzt einfach und flexibel kombinierbar und auf verschiedene Anwendungssituationen anpassbar“, so Prof. Liselotte Schebek, Leiterin des Projektes.

Das Open Source Tool „openLCA“ wurde im Vorhaben zu einer professionell nutzbaren LCA/Ökobilanzierung-Software weiterentwickelt und besitzt eine Schnittstelle zu der ebenfalls im Projekt entwickelten LCA-Datenbank soda4LCA (Service Oriented Database Application for LCA data). Soda4LCA ermöglicht eine Voransicht der Daten im Internet und einen direkten Zugriff auf die Datensätze über openLCA oder über einen Browser zur Nutzung mit beliebiger LCA-Software. Gleichzeitig können lokale Datenbanken erstellt und offline genutzt werden. Auf diese Weise wird eine dezentrale Bearbeitung und ein verlustfreier Datenaustausch kompletter Ökobilanzmodelle möglich – was völlig neue technische Möglichkeiten eröffnet für das Arbeiten in räumlich verteilten Projektteams, aber auch für Kooperationen zwischen unterschiedlichen Datenhaltern.

Die BioEnergieDat-Dokumentation beschreibt vollständig die angewendeten Modellierungstechniken und enthält Vorgehensweisen für die Verwendung der Datensätze in unterschiedlichen Anwendungskontexten (z. B. Renewable Energy Directive, europäischen ELCD System oder im Greenhouse Gas Protocol). Die Ergebnisse von BioEnergieDat ermöglichen insgesamt vielfältige und neuartige Anwendungen bei der ökologischen Bewertung von Bioenergie. Sie entsprechen dabei auch den allgemeinen Rahmensetzungen des im BMU-Förderprogramm „Energetische Biomassenutzung“ erarbeiteten Methodenhandbuchs „Stoffstromorientierte Bilanzierung der Klimagaseffekte“.

Datenbank, Software und Dokumentation des Vorhabens sind ab sofort unter www.bioenergiedat.de frei zugänglich und kostenfrei nutzbar. Zur Fortführung und zum Ausbau der Projektergebnisse wird die gemeinnützige „Deutsche Gesellschaft für Lebenszyklusdaten“, DGLZD, gegründet.

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