Die erste Woche in Kopenhagen ist fast vorbei und nach dem was ich gehört habe, ist die Stimmung (noch?) ziemlich fruchtbar. Hoffen wir, daß es so bleibt! Gestern habe ich über die Bedeutung der Wälder, in ihrer Funktion als große CO2-Senke, für den Klimaschutz gesprochen. Heute möchte ich mich den „Wäldern der Meere“ und einer weiteren wichtigen Kohlenstoffsenke zuwenden – den Wasserpflanzen.
Meine Leidenschaft für die Algen habe ich schon in einigen Artikeln angedeutet und ich bin davon überzeugt, daß Algen eine bedeutende Chance innerhalb des Klimaschutzes bieten. Algen sind für mich die Sperrspitze, wenn es um das Zeigen der Vielfältigkeit von Biomasse-Nutzung geht. Algen sind die Organismen, aus denen der Großteil des Erdölvorkommens über Milliarden von Jahren und dem Wirken von geologischen Prozessen (Druck, Temperatur) gebildet wurde. Es gibt aktuell ca. 80.000 bekannt Algenarten und 400.000 Vermutete. Auch wenn Algengesellschaften in ihrer Komplexität nicht mit dem Ökosystem Wald mithalten oder verglichen werden können, erfüllen sie in Bezug auf ihren Stoffumsatz und ihre Fähigkeit zur CO2 Speicherung allein wegen ihrer Masse eine ähnliche Funktion für den globalen Kohlenstoffkreislauf.
In den beiden folgenden Artikeln habe ich schon über viele Nutzen-Potentiale von Algen gesprochen:
- Algen können Biomassebranche revolutionieren
- Nutzung von angeschwemmter Biomasse an der Nord- und Ostsee
Die Lebewesen der Meere bestehen aber nicht nur aus Algen und dank aufregender Bilderwelten aus Filmen über die Meeresbiologie kann man sich eine ungefähre Vorstellung von der Vielfältigkeit und dem Artenreichtum der marinen Ökosysteme machen. Die Potentiale für die menschliche Biomasse-Nutzung und den Klimaschutz dürften ähnlich gewaltig und weitgehend Unbekannt sein.
Algen als Rohstoff (Algenzucht) für die Verwendung in bioenergetischen Anlagen haben vor allem den Vorteile des relativ einfachen Handlings (Algenponds) und schneller Wachstumsraten. Die Kombination aus Solarenergie und Biotechnologie kann in Zukunft Probleme der Energieversorgung und des Klimawandels gleichzeitg angehen. Für mich sind Algen eines der spannendsten Themen im Bereich der Biomasse-Nutzung, da sie an der Schnittstelle vieler Forschungsgebiete ansetzen.
Noch ein paar kritische Worte zum Abschluß. Die Erfahrung zeigt, daß sobald ein Markt entdeckt ist, wird es nach bisherigen wirtschaftlichen Kriterien kaum Gelingen den Konsum oder Abbau dieses Rohstoffs innerhalb eines vernünftigen, nachhaltigen Rahmens zu halten. Das gilt wahrscheinlich auch für die Algennutzung. So viele Chancen (auch ökologische) die Nutzung von Algen-Biomasse bietet, sollte darauf geachtet werden, dass nicht eine besondere Art der „Überfischung“ dieser Organismen einsetzt. In diesem extremen Fall könnten die besonderen Fähigkeiten der Algen in Kombination mit der menschlichen Abbaumotivation (bis hin zur Gier?) zu einer Gefährdung dieser Urväter aller Lebensformen führen. Was das dann als Folge für die menschliche Spezies bedeuten würde, steht auf einem anderen Blatt. Chancen und Risiken liegen wieder einmal nahe beieinander und eine gewisse Regulierung über Quoten oder mit Hilfe von Zertifizierungssysteme können diesen Wachstumsmarkt positiv bereichern.
Ich wünsche noch einen schönen 3.Advent.
Photos thanks to nashworld, storm-crypt