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4 Kommentare zu „<i>Planet of the Humans</i> <br>Heftige Kritik an der Bioenergie“

  1. Guten Tag!

    Auf der Suche nach einer sachlichen Filmkritik zu „Planet of the Humans“ bin ich auf Ihre Text gestossen. Vielen Dank dafür. Der Film kritisiert alles, was ich an der Grünen-Bewegung auch kritisieren würde, aber er ist wirklich arg düster (der Artikel der NZZ dazu beginnt mit „Schauen Sie sich diesen Film nicht mit Ihren Kindern.“ – wohl wahr, eine solche Warnung hätte ich mir aber auch gewünscht vor „Bottled Life“, „Peak Oil“ und ganz besonders vor „An Inconvienent Truth“; aber das ist eine andere Geschichte).

    Warum ich Ihnen schreibe: Im letzten Abschnitt erwähnen Sie nebenbei das Verbot von DDT als Umweltschutzmassnahme, zusammen mit FCKW. Das möchte ich nicht unwidersprochen lassen. FCKW haben aufgrund von nachvollziehbaren chemischen Reaktionen in der Atmosphäre die Ozonschicht derart angegriffen, dass der Schutz vor UV-C-Strahlung nicht mehr gewährleistet wurde. Dass in Australien die Fälle von Hautkrebs vor allem bei jüngeren Menschen anstiegen, war deutlich genug, so dass das Verbot von FCKW – trotz allem Gejammer durch die Industrie – einfach notwendig war. Das haben alle mit einem IQ jenseits von 85 verstanden.

    Hinter dem Verbot DDT hingegen steht eine ganz andere Geschichte: Das Buch „Der stumme Frühling“ („Silent Spring“) von Rachel Carson stellt für viele Historiker den Beginn der Umweltbewegung dar (m.M.n. vor allem den Beginn der Manipulation der Umweltbewegung zwecks Profimaximierung). DDT war das wirksamste Mittel zur Bekämpfung der Ausbreitung der Anopheles-Mücke, dem Hauptträger des Malaria-Virus. Das Verbot von DDT, ausgelöst durch „Silent Spring“, hat zum Wiederaufflammen der Malaria in Afrika geführt und seitdem ca. 25 Mio. Menschen das Leben gekostet. Quasi ein Massenmord im Namen der Lebensrettung.

    Mit freundlichen Grüssen.

  2. Vielen Dank für Ihr Feedback! Ihre interessante und gerechtfertigte Kritik an meiner Kritik an der Dokumentation Planet of the Humans leuchtet mir absolut ein.

    Silent Spring von Rachel Carson muss wirklich ein Phänomen von einem Buch gewesen sein. Auch die Autorin selbst verdient heutzutage viel mehr Aufmerksamkeit und wir verdanken ihrer Weitsicht sehr viel. Ich muss in einem solchen Moment immer an das Zitat von Bernhard von Chartres denken: „Wir sind Zwerge auf den Schultern von Riesen“. Diese Riesin kannte ich bisher leider noch nicht und vielen Dank für diesen Tipp zu den Ursprüngen der Umweltbewegung.

    Das Thema Mücken und den durch sie übertragenen Krankheiten (Parasiten) ist ein viel zu wenig in der Öffentlichkeit diskutiertes Thema. Mittlerweile wird zur Eindämmung der dramatischen Folgen der Anopheles Mücke sogar die ebenfalls sehr umstrittenen Gentechnik-Methode CRISPR eingesetzt. Im Umgang mit den ethischen Dilemmas die sich daraus ergeben, möchte ich mich ungern weit aus dem Fenster lernen. Die Zahl der jährlichen Todesfälle geht zwar zurück, aber noch immer sterben über 400.000 Menschen (!) an Malaria – jedes Jahr – und über 200 Millionen infizieren sich (häufigste Infektionskrankheit der Welt). Vielleicht ist ein Mittel wie DDT unter bestimmten Rahmenbedingungen sogar vertretbar.

    Vielen Dank nochmal für Ihre konstruktive Kritik am Artikel zu Planet of the Humans und schönen Gruß aus Berlin.

  3. Dr. Jörn Döring

    Das entscheidende Problem wurde im Film angesprochen: zu viele Menschen verbrauchen in zu kurzer Zeit zu viele Ressourcen.

    Somit gilt es die folgenden Aufgabenblöcke abzuarbeiten:
    1. Reduzierung der Weltbevölkerung
    2. Herstellung einer Kreislaufwirtschaft (z.B. Cradle2Cradle Ansatz)

    Zu 1.: Hier ist Bildung u damit Aufklärung in den Regionen mit schnellwachsenden Populationen notwendig. Kinder dürfen keine Rentenversicherung mehr sein. Gute Bildung, gute Jobaussichten, gute Wirtschaftsansiedlung, besserer Lebensstandard, weniger Kinder. DE kann u.a. auch auf 50 Mio Einwohner runter (Vergleich mit Frankreich bzgl Größe u Fläche)

    Zu 2.: Mit einer Verbotspolitik werden wir nie dahin kommen. Gerade die soziale Marktwirtschaft kann einen Schub in Richtung Kreislaufwirtschaft bringen, wenn v.a. – wenn nicht gar nur noch – der Verbrauch besteuert wird. Und ein Produkt, dass nachhaltiger als ein anderes hergestellt wurde, hat eine geringere Verbrauchssteuer. Dann wird es für den Verbraucher interessant u es lohnt für den Unternehmer, in nachhaltige Herstellungsformen zu investieren.

    Und was den Energiebedarf angeht, so wird nur eine Kombination aus Grundlastversorgung durch Kernenergie (Fusionskraftwerke u AKW’s der 4. Generation) u regenerativer Energie im Zusammenspiel mit diversen Speichertechnologien (Power2X bis hin zu Algen, Aquaponic etc) eine bezahlbare Energie (Strom, Wärme, Mobilität, …) für die Menschheit sein. Was man halt zum gegenwärtigen Zeitpunkt kennt.

  4. Dankeschön für den anregenden und auch mutigen Kommentar. Mutig deshalb, weil ich befürchte, dass die Themen a. Regulierung des Bevölkerungswachstum (weniger Kinder!?) und b. die Wiederaufnahme der Debatte um die Kernenergie (Fusionenergie + nextgen AKW) sehr emotionale Debatten werden, die einiges an Kritik hervorrufen.

    Ich stimme zu, dass wir in einer sich rasant entwickelnden Welt, die heute gaaaanz anders ist als noch vor 100 Jahren, einige Paradigmenwechsel diskutieren oder einfach anerkennen sollten. Gleichzeitig stimme ich zu, dass eine Verbotspolitik wenig sexy ist und keine Stimmen holen wird. Wir werden immer mehr zu diesem Planet of the Humans, wobei uns ein Planet with Humans vielleicht reichen sollte. Es geht darum, dass unsere Spezies ihre Rolle auf diesem Planeten findet. Das ist eine gewaltige Baustelle gespickt mit genug Arbeit für alle. Es hört sich so neunmalklug an, aber unsere globale und in Echtzeit verbundene Zivilisation muss erwachsen werden, ansonsten fliegen wir bei der aktuellen Geschwindigkeit bald vom Planeten (und ich meine nicht in einem Raumschiff mit Warp-Antrieb).

    Danke nochmal für Ihre Anregungen zu meiner kleinen Kritik an Planet of the Humans. Alles Gute!

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