Holzpellets: Veranstaltungsbericht zum 12. Industrieforum

Die Branche für Holzpellets hat eine lange Wachstumsphase hinter sich und blickt noch optimistischer in die Zukunft. Im Oktober fand das 12. Industrie-Pelletsforum statt und es wurde der aktuelle Stand der Branche diskutiert. Bei der Fachveranstaltung in Berlin haben sich 310 Holzpellets-Akteure aus 32 Staaten über den Ausbau und die Herausforderungen der internationalen Pelletsbranche ausgetauscht und das gemeinsame Vorgehen abgestimmt. BiomassMuse war als Medienpartner erstmal auf dem Pelletforum vertreten und gibt in diesem Artikel eine abschließende Zusammenfassung diskutierter Themen.

 

Anzahl Holzpellets Heizungen Deutschland

Nutzung von Holzpellets in Deutschland

Holzpellets zählen zu den wenigen erneuerbaren Energieträgern die schon heute deutlich günstiger als die fossilen Alternativen sind. In Kombination mit der besseren Klimabilanz der festen Bioenergieträger und den Vorteilen der regionaleren Produktion hat der günstigere Preis zahlreiche Verbraucher dazu bewogen, auf Holzpellets umzusteigen. So wurden allein in Europa in diesem Jahr 60.000 neue Pelletsheizungen installiert, von denen 20.000 auf Deutschland entfallen. Das Deutsche Pelletsinstitut (DEPI) geht davon aus, dass im laufenden Jahr erstmal seit 4 Jahren wieder eine Zunahme von mehr als 20.000 Pelletsheizungen erreicht werden kann.

Die Holzenergie in Deutschland erlebt einen regelrechten Boom und nach dem raschen Ausbau der gasförmigen Bioenergie freut sich aktuell die feste Bioenergie über ein großes Interesse bei den Verbrauchern. Dabei sollte man aber nicht vergessen, dass die durchschnittliche Leistung von Pelletsanlagen deutlich geringer ist als die von Biogasanlagen. Ein direkter Vergleich beider Bioenergie-Märkte über den Zuwachs der Anlagenzahlen ist deshalb nur begrenzt möglich.

Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung der Produktion, der Produktionskapazität und des Verbrauchs von Holzpellets während der vergangenen 7 Jahre.

Grafik: Produktion und Verbrauch von Holzpellets

Internationaler Handel von Holzpellets gewinnt an Bedeutung

Wie bei jedem Produkt das hergestellt wird, stellt sich auch bei Holzpellets die Frage nach der idealen Größe einer Produktionsanlage. Auch bei den „kleinen Energieriesen“ gilt: Je größer die Holzpellets-Anlage, desto niedriger die Produktionskosten pro Einheit und desto niedriger der Preis für den Endkunden. Bei Holzpellets berührt die Frage nach der Dezentralität bei Produktion und Verbrauch einen sensiblen Punkt, da mit steigender Anlagengröße notgedrungen auch der Einzugsradius für das Holz wachsen muss. Dadurch ist der regionale Bezug der Holzpellets gefährdet. Während die Länge der Transportwege und die Klimabilanz bei fossilen Energieträgern in der Regel wenig Beachtung finden, wünschen sich die Verbraucher von regenerativen Holzpellets häufig auch einen hohen ökologischen Wert von ihrem Brennstoff. An diesem Punkt wird es in den kommenden Jahren spannend, wie sich die Pelletsindustrie mit ihren Kunden einigen wird.

Holzpellets Industrieforum Berlin

In diesem Zusammenhang wurde auf dem Pelletsforum die Partnerschaft bei der Herstellung und dem Verbrauch von Holzpellets zwischen Kanada und Europa diskutiert. So hat Gordon Murray von der Wood Pellet Association of Canada (WPAC) berichtet, dass der Einsatz von Holzpellets in Kanada wegen günstiger Erdgaspreise für lange Zeit nicht konkurrenzfähig war. Diese Situation ändert sich langsam und Kanada investiert in den Ausbau der eigenen Produktionskapazitäten. Dabei ist Europa wegen seiner guten Rahmenbedingungen ein interessanter Absatzmarkt für kanadische Holzpellets. So wurden bereits im Jahr 2011 etwa 120.000 Tonnen Holzpellets von zwei kanadischen Produzenten nach Europa verkauft. Hemmnis für eine noch intensivere Zusammenarbeit ist noch das Fehlen eines Pellethafens mit entsprechender Beladetechnik auf kanadischem Gebiet. Ohne diesen ist es kaum möglich, die kanadischen Pellets wirtschaftlich nach Europa zu verkaufen. Die logistische Herausforderung ist aktuell das zentrale Problem für die Versorgung von Europa mit kanadischem Holz.

Auf europäischer Seite hat sich die Infrastruktur für Holzimporte in den letzten Jahren stark verbessert. Der wichtigste Umschlagsplatz für internationale Holzimporte nach Europa ist hierbei der Biomasse-Hafen in Rotterdam. Hugo du Mez, Business Developer beim Port of Rotterdam, hat die Biomassestrategie des Energiehafens Rotterdam vorgestellt. Dabei ist er neben den zahlreichen Chancen auch auf die Risiken zu sprechen gekommen.

„Der internationale Transport von Holzpellets wird teuer und er geht auf Kosten der Klimabilanz. Beides sind Faktoren, welche vor allem für die weitere Nutzung von Holzpellets in Europa entscheidend sein können.“ – Hugo du Mez

Die Hafenleitung von Rotterdam ist von den Wachstumspotentialen der Bioenergie überzeugt und baut die Lager- und Produktionsbestände für Biokraftstoffe und holzartige Biomasse deutlich aus. So wurde im Hafen erst im vergangenen Jahr das größte Biodieselwerk Europas eröffnet, welches von Neste Oil betrieben wird. Auch die Eröffnung der ersten Biomasse-Börse Europas im Jahr 2011 liegt nicht zufällig am größten Hafen des Kontinents. Außerdem wird ein Syngas Cluster aufgebaut, welches die Aufbereitung von festen Energieträgern wie Kohle und Biomasse erforschen soll.

Eine entscheidende Rolle für einen verbesserten Transport von Holzpellets ist die Zunahme der Schiffsgröße, damit die Logistik-Kosten gesenkt werden können. Die schwindelerregenden Zahlen sind, dass im Jahr 2000 die größten Schiffe zwischen 750 und 2.000 Tonnen transportieren konnten. Aktuell sind es 40.000 Tonnen und im Jahr 2018 werden es den Angaben von Herr du Mez 80.000 Tonnen sein.

Black Pellets und Torrefaction steigern die Energieeffizienz von Holzpellets

Das größte Probleme der Holzenergie ist der im Vergleich mit Kohle oder Erdöl niedrigere Brennwert der Energieträger. Dadurch sind die Transportkosten pro Energieeinheit höher, was die Wirtschaftlichkeitsrechnung beim Transport über weite Strecken belastet. Bei diesem Problem sucht die Pelletbranche aktuell nach Lösungen und hat schon einige vielversprechende Ansätze auf den Weg gebracht.

Zwei zentrale Begriff über die auf dem Industrieforum für Holzpellets viel diskutiert wurde sind „Torrefaction“ und „Black Pellets“. Die Verfahren der Torrefaction oder Hydrothermalen Karbonisierung (HTC) haben die Veredlung von White Pellets zu Black Pellets zum Ziel. White Pellets sind die klassischen Holzpellets die es aktuell im Handel zu kaufen gibt und die mit dem ENplus-Siegel zertifiziert eine immer gleiche Qualität garantieren. Black Pellets sind noch weiter aufbereitete Holzpellets die durch das Verfahren der Torrefaction hergestellt wurden. Torrefaction erhöht durch Aufcracken (exotherme Reaktion) der Biomasse den Heizwert des endgültigen Energieträgers und senkt dessen Wassergehalt. Mehr zu diesem wiederentdeckten Verfahren der Verkohlung gibt es im Suncoal-Vodcast zur Biokohle.

Black Pellets Foto

Weitere Verbesserung der Lagerung und Nachhaltigkeit von Holzpellets

Abschließend werden im Folgenden weitere zentrale Themen genannt, über die auf dem Pelletsforum 2012 noch diskutiert wurde:

  • Weitere Verbesserung der industriellen Lagerung von Holzpellets und damit verbundender Sicherheitsprobleme (Brandrisiko in Großraumsilos). Weiterentwicklung der VDI-Richtlinie 3464.
  • Verbesserung der Nachhaltigkeit und der Klimabilanz von Holzpellets im Zuge der allgemeinen Nachhaltigkeitsdebatte zur Bioenergie
  • Feinstaubminderung von häuslichen Holzfeuerungsanlagen
  • Optimierung des Pelletierverfahrens zur Herstellung von Holzpellets aus halmgutartiger Biomasse

Was denken Sie über die Nutzung einer Holzpellets-Anlage, bzw. was hält Sie noch davon ab, auf diesen Energieträger umzusteigen?

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